BERLIN. Die Schwester von Jonny K. will am Todestag ihres Bruders eine Gedenktafel in der Nähe des Tatorts einweihen. Am 14. Oktober wurde der Zwanzigjährige von einer Gruppe türkischer Schläger zu Tode geprügelt. „Jonny soll nicht vergessen werden“, sagte Tina K. der Nachrichtenagentur dpa. Auch wirbt sie für eine Stiftung, die „jungen Menschen eine Perspektive“ geben soll.
Der Fall hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. Das Berliner Landgericht hat den Haupttäter Onur U. zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Die fünf Mitangeklagten müssen zwischen zwei Jahren und drei Monaten und 2 Jahren und 8 Monaten hinter Gitter. Drei der Tatverdächtigen, darunter Onur U., wurden wegen „Reifeverzögerungen“ nach Jugendstrafrecht verurteilt. Zum Zeitpunkt der Tat waren sie 18 beziehungsweise 19 Jahre alt.
Familie des Opfers angefeindet
Allerdings sind bis auf Onur U. die Täter noch auf freiem Fuß, da sie Einspruch gegen das Urteil erhoben hatten. „Alle haben Revision gegen ihre Verurteilung eingelegt“, bestätigte Gerichtssprecher Tobias Kaehne. In der Öffentlichkeit wurden die verhängten Strafen dagegen als unverhältnismäßig gering kritisiert.
„Daß die fünf draußen rumtanzen, ist ein komisches Gefühl“, sagte Tina K. Sie sei froh, noch keinem der Täter begegnet zu sein. Während des Prozesses war die Familie von Jonny K. zahlreichen Anfeindungen von Sympathisanten der türkischen Totschläger ausgesetzt. Auch Journalisten und Kameraleute wurden als „Hundesöhne“ beschimpft. (FA)