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Antisemitismus-Debatte: SPD streitet über Umgang mit Grass

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Antisemitismus-Debatte
 

SPD streitet über Umgang mit Grass

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse hat davor gewarnt, den Schriftsteller Günter Grass vorschnell als Antisemiten abzustempeln. „Wenn man Günter Grass wegen dieser einseitigen kritischen Position zum Antisemiten macht, dann ist das fatal“, sagte der SPD-Politiker.
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Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) nimmt Grass in Schutz Foto: rg

BERLIN. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse hat davor gewarnt, den Schriftsteller Günter Grass vorschnell als Antisemiten abzustempeln. „Wenn man Günter Grass wegen dieser einseitigen kritischen Position zum Antisemiten macht, dann ist das fatal“, sagte der SPD-Politiker dem Deutschlandfunk.

Man solle mit Grass in der Sache streiten, ihn aber nicht als Person diskreditieren, forderte Thierse. Sonst entstehe der Eindruck, Deutsche ab einem gewissen Alter könnten dem Antisemitismus niemals entfliehen. Außerdem werde das Vorurteil bestätigt, daß „Kritik an Israel ganz schnell des Antisemitismus verdächtig ist“.

Grass hatte in der vergangenen Woche mit einem Gedicht einen Sturm der Empörung entfacht. In diesem kritisierte der Literaturnobelpreisträger die israelische Iran-Politik scharf und warf dem jüdischen Staat vor, den „ohnehin brüchigen Weltfrieden“ zu gefährden. Der israelische Innenminister Eli Jischai verhängte wegen der Zeilen am Wochenende ein Einreiseverbot gegen Grass.

SPD-Politiker wollen Grass nicht mehr als Wahlkämpfer

Auch in Deutschland hagelte es Kritik gegen den Schriftsteller. Mehrere SPD-Politiker bekundeten zudem, künftig auf Wahlkampfhilfen von Grass verzichten zu wollen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Christian Lange, sagte der Welt: „Mit Günter Grass’ sogenanntem Gedicht hat sich die Frage von künftigen Wahlkampfunterstützungen für die SPD erledigt.“

Der frühere Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), warf Grass vor, sich mit seinen Äußerungen zwischen sämtliche Stühle gesetzt zu haben: „Ich möchte Grass nicht mehr in einem Wahlkampf für die SPD erleben.“ In der SPD gebe es viele Freunde Israels, betonte der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Der überwiegende Teil der Sozialdemokraten pflege ein besonderes Verhältnis zu dem jüdischen Staat. Wahlkampfaktionen mit Grass würden viele in der Partei jetzt als Provokation empfinden. Seine Zeit sei „einfach vorbei“.

Dem widersprach Thierse: Einen vorzeitigen Ausschluß Grass’ aus dem SPD-Wahlkampf halte er „nicht für sonderlich sinnvoll“. Auch wisse man gar nicht, ob Grass überhaupt für Wahlkämpfe zur Verfügung stehe, gab Thierse zu bedenken. Schließlich habe er nie alle Positionen der SPD geteilt, sondern sei ihr in kritischer Solidarität verbunden gewesen. (krk)

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