KÖLN. Der Schriftsteller Ralph Giordano hat gegen eine für das Wochenende geplante Auszeichnung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Bochum protestiert. Insbesondere daß Altkanzler Gerhard Schröder die Laudatio auf Erdogan halten werde, stieß bei Giordano auf Kritik. Erdogan leugne den Völkermord an den Armeniern und habe der Integration der Türken in Deutschland den Krieg erklärt, schreibt Giordano in einem offenen Brief an Schröder im Kölner Stadt-Anzeiger.
Der türkische Ministerpräsident soll am Wochenende mit dem sogenannten „Steiger Award“ geehrt werden. Mit dem privaten Preis werden Persönlichkeiten gewürdigt, „die sich durch Geradlinigkeit, Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz auszeichnen“. Erdogan soll den Preis „stellvertretend für das türkische Volk für 50 Jahre deutsch-türkische Freundschaft“ in Empfang nehmen.
Würdigung stellvertretend für türkische Gastarbeiter
Die Auszeichnung sei ausdrücklich keine Bewertung der innen- und außenpolitischen Aktivitäten des türkischen Ministerpräsidenten, heißt es seitens der Verantwortlichen. Vielmehr soll die Preisverleihung ein Zeichen an die 700.000 Menschen mit türkischen Wurzeln hierzulande sein, sowie für die einstigen türkischen Gastarbeiter und deren Beitrag für Deutschland.
„Ich protestiere gegen die Verleihung des ‘Steiger Award’ an Recep Tayyip Erdogan, die nur ebenso verlogen sein kann, wie ihre Laudatio“, schrieb Giordano an Schröder. „Sie, Herr Altbundeskanzler, haben einmal Putin einen ‘lupenreinen Demokraten’ genannt. Das wird in der Erinnerung an Sie haften bleiben. Lob und Ehrung eines Politikers aber, der einen überwältigend belegten Völkermord leugnet, wiegen noch schwerer.“ (krk)