DRESDEN. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Holger Zastrow hat Bundespräsident Christian Wulff wegen dessen Versuch, Einfluß auf die Berichterstattung über seinen 500.000-Euro-Kredit zu nehmen, scharf angegriffen. „Wenn es so sein sollte, daß er als Bundespräsident persönlich zum Hörer greift, einen Chefredakteur anruft, auf die Mailbox spricht, dann ist das nicht die Größe, die ich von einem Bundespräsidenten erwarte“, sagte Zastrow dem Radiosender MDR Info am Dienstag.
Zwar müsse mit einem Bundespräsidenten respektvoll umgegangen werden, dennoch sei Wulff jetzt in der Pflicht, den Vorgang völlig aufzuklären, forderte der FDP-Politiker. Das immer weitere Details an die Öffentlichkeit gelangen, habe ihn jedoch schwer „irritiert“ und mache ihm „Angst vor den Diskussionen“ die jetzt folgten.
Wulff kontaktierte offenbar auch Friede Springer
Auch CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt forderte den Bundespräsidenten auf, die Vorwürfe „überzeugend“ aufzuklären, berichtet der Deutschlandfunk. Darauf angesprochen, daß Wulff sich bisher nicht geäußert habe, sagte die CSU-Politikerin: „Ich bin überzeugt davon, daß er nach einigen Tagen der Überlegung auch zu diesem Schluß kommen wird.“
Unterdessen wurde bekannt, daß Wulff offenbar auch Friede Springer, die Mehrheitsaktionärin Springer AG, angerufen hatte, damit diese auf die Berichterstattung über ihn einwirke, berichtet Cicero-Online. Diese habe ihm jedoch geantwortet, sie pflege keinen Einfluß auf die Redaktion zu nehmen. Bereits am Montag war bekanntgeworden, daß Wulff Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und den Vorstandsvorsitzenden des Medienunternehmens Axel Springer AG, Mathias Döpfner, angerufen hatte. (ho)