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Gorch Fock: „Eine harte Ausbildung hat noch niemandem geschadet“

Gorch Fock: „Eine harte Ausbildung hat noch niemandem geschadet“

Gorch Fock: „Eine harte Ausbildung hat noch niemandem geschadet“

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Gorch Fock
 

„Eine harte Ausbildung hat noch niemandem geschadet“

Drill bis zur Schinderei, sexuelle Belästigung, menschenunwürdige Umstände – seit den bekanntgewordenen Ermittlungen zum Todesfall einer jungen Kadettin auf der Gorch Fock überschlagen sich die Nachrichten über das Schulschiff der Marine. Die JUNGE FREIHEIT sprach mit einem Offizier, der 2007 für sechs Wochen auf dem Dreimaster fuhr.
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Die Gorch Fock…
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…Kadetten beim Aufentern Fotos: Bundeswehr/Schönbrodt, De Castro

Drill bis zur Schinderei, sexuelle Belästigung, menschenunwürdige Umstände – seit den bekanntgewordenen Ermittlungen zum Todesfall einer jungen Kadettin auf der Gorch Fock im vergangenen September und der Absetzung des Kommandanten Norbert Schatz durch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) überschlagen sich die Nachrichten über das Schulschiff der Marine. Die JUNGE FREIHEIT sprach mit Leutnant zur See Sebastian Schneider (Name von der Redaktion geändert), der 2007 auf dem Dreimaster fuhr. 

Welchen Eindruck haben Sie während Ihrer Zeit auf der Gorch Fock vom Kommandanten des Schiffs erhalten?

Sebastian Schneider: Ich habe Kapitän zur See Schatz im großen und ganzen als verantwortungsbewußten, aber auch ambitionierten Kommandanten kennengelernt, der den Anspruch hatte, den Kadetten zu zeigen, was eine „rauhe See“ ist. So gab er beispielsweise den Befehl, in Gebiete zu navigieren, für die der Meteorologe Sturm vorausgesagt hatte.

Wie war die Ausbildung an Bord der Gorch Fock?

Schneider: Hart. Zudem herrschte ein sehr rauher Umgangston. Allerdings: Eine harte Ausbildung hat noch niemandem geschadet. Nur habe ich während meiner sechswöchigen Fahrt auf der Gorch Fock auch erlebt, daß die Grenzen zwischen harter Ausbildung und Schikane verwischten. Das war vor allem dann der Fall, wenn die Offiziersanwärter von Mannschaftsdienstgraden geführt wurden. Diese haben uns mitunter zu verstehen gegeben, daß wir Kadetten ein „Geschwür“ seien, von dem das Schiff befreit werden müsse.

Wie hat sich das auf Sie und ihre Kameraden ausgewirkt? 

Schneider: Das Ergebnis war, daß zwischen 25 und 35 Prozent meines Törns nach der Rückkehr die Offizierslaufbahn widerrufen hat. Dennoch: Die Mehrzahl der Teilnehmer, zu denen auch ich zähle, hat die Fahrt auf der Gorch Fock überwiegend in positiver Erinnerung behalten.

Gab es während Ihrer Zeit an Bord sexuelle Übergriffe auf Offiziersanwärterinnen? 

Schneider: Das kann ich hundertprozentig ausschließen.

Gab es andere Probleme, dadurch daß Frauen an Bord waren?

Schneider: Das Problem ist, daß Frauen auch in der Marine anders behandelt werden. Es ist nun mal so, daß einige der Offiziersanwärterinnen schon rein körperlich den Aufgaben der Gorch Fock nicht gewachsen sind. Das führt zu einer Ungleichbehandlung an Bord und bildet genau einen Ansatzpunkt, um die Kameradschaft zu belasten. Doch wird sich das Problem nicht lösen lassen, da dies nun mal politisch so gewollt ist.

Würden Sie heute als Kadett noch mal mit der Gorch Fock in See stechen?

Schneider: Auf jeden Fall.

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Sebastian Schneider (23) ist Leutnant zur See und diente als Kadett im September 2007 für sechs Wochen auf der Gorch Fock während einer Fahrt auf dem Atlantik. (krk)

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