BERLIN. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hat die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) nach einem Zuwanderungsstop für Türken scharf kritisiert. „Das ist diffamierend und nicht hinnehmbar“, sagte Kolat der Berliner Zeitung und forderte eine Entschuldigung des CSU-Chefs.
Seehofer hatte in einem Interview mit dem Focus kritisiert, Zuwanderern „aus anderen Kulturkreisen, wie der Türkei und den arabischen Ländern“ fiele es schwerer, sich zu integrieren. Daraus ziehe er „auf jeden Fall den Schluß, daß wir keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen.“
„Brandstifterischer Rechtspopulismus“
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), warf Seehofer daraufhin vor, Menschen aus einem anderen Kulturkreis unter Generalverdacht zu stellen. „Ich bin sehr schockiert über die Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten“, sagte sie der Bild-Zeitung. „Das grenzt aus und läuft allen Integrationsbemühungen zuwider“, kritisierte Böhmer. Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, warf Seehofer in der Süddeutschen Zeitung „brandstifterischen Rechtspopulismus“ vor.
Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, stellte sich dagegen hinter Seehofer. Dieser habe „vollkommen recht“ und vertrete in der Frage die Meinung „der gesamten CSU“, sagte Friedrich dem Hamburger Abendblatt. Der Fachkräftemangel in Deutschland müsse zuallererst mit der Qualifizierung der eigenen Bevölkerung gelöst werden. Darüber hinaus sollte man sich mehr um die Anwerbung von Fachkräften aus europäischen Regionen bemühen, anstatt aus fremden Kulturkreisen, forderte der CSU-Abgeordnete. (krk)