BERLIN. Die Oppositionsparteien haben die Zuwanderungspläne von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kritisiert. Schavan hatte am Wochenende im Deutschlandfunk eine „Willkommenskultur“ eingefordert, zu der erleichterte Visavergaben und Hilfe für die Ehepartner der ausländischen Akademiker gehörten. Deutschland müsse für hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver werden.
In einem Interview mit dem Focus warnte sie zudem: „Wir steuern auf einen Fachkräftemangel zu. Aber die Migranten als bloße Lückenfüller zu betrachten, ist grundfalsch.“ Nach Meinung von Schavan seien Menschen mit Migrationshintergrund ein wichtiger Teil einer „bunten Republik“. Der FDP-Arbeitsmarkt-Experte Johannes Vogel sekundierte in der Welt am Sonntag, die deutsche Gesellschaft solle endlich von ganzem Herzen wollen, was sie dringend brauche: mehr Zuwanderung.
„Opfer der Wirtschaftskrise“
SPD und Linkspartei verwiesen dagegen auf die Lage am deutschen Arbeitsmarkt. SPD-Bildungsexperte Ernst Dieter Rossmann beklagte im Hamburger Abendblatt, daß 1,3 Millionen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren ohne Berufsabschluß dastünden. Zumeist stammten sie aus Migrantenfamilien. Um diese müsse Schavan sich zuerst kümmern. Ansonsten wachse eine „verlorene Generation“ heran.
Nach Linksparteichef Klaus Ernst dürfe die Bundesregierung bei ihren Bestrebungen nach mehr Zuwanderung die „Opfer der Wirtschaftskrise“ im Inland nicht vergessen. Er plädierte deshalb für einen Ausbildungsfonds zur Versorgung der „Krisenjahrgänge“ mit Ausbildungsplätzen. Die Finanzierung des Fonds sollten diejenigen Wirtschaftsbranchen per Umlage übernehmen, die bislang unter Bedarf ausgebildet hätten. (cs)