BERLIN. Die Religionswissenschaftlerin Gerdien Jonker hat deutschen Verlagen eine klischeehafte Beschreibung des Islams in Schulbüchern vorgeworfen. „Es ist eine Erzählung, die sich im Wesentlichen im Mittelalter abspielt und deren Subtext besagt: Die Muslime eroberten Europa, also mußten ‚wir’ uns verteidigen“, sagte sie laut einem Bericht der Welt.
Durch das Attentat vom 11. September 2001 werde darüber hinaus in den Lehrmaterialien immer wieder „das Dreigestirn Fundamentalismus, Islamismus und Terrorismus“ aufgegriffen. Bücher der Oberstufe würden ausführlich auf einen „Zusammenstoß der Kulturen“ eingehen, was die aus den Niederlanden stammende Wissenschaftlerin ablehnt.
Abschaffung der Nationalgeschichte als Ziel
„Man hätte die brennenden Türme auch in einen anderen Themenkomplex einordnen können, Kriege in der globalisierten Welt etwa. Aber man hat sie dem Islam zugeordnet“, sagte Jonker, die am Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung in Braunschweig tätig ist. Hier sei „alles schiefgelaufen“ und man habe ein massives Schreckensbild vermittelt.
Nach Ansicht von Jonker müssen Kinder statt einer von Abgrenzung geprägte Geschichte einzelner Nationalstaaten eine „globale Erzählung“ vermittelt bekommen. Dies werde aber noch einige Zeit dauern. Bis dahin sei „eine ganze Generation muslimischer Kinder“ mit den Vorwürfen konfrontiert worden. (FA)