MÜNCHEN. Nach zehnmonatiger Dauer des Prozesses gegen den ehemaligen Wehrmachtsoffizier Josef S. (90) aus Ottobrunn wurde der Angeklagte erstmals konkret belastet. Und zwar von einem 64 Jahre alten Zeugen, der sich am 10. Juli aus „eigenem Entschluss“ bei der Staatsanwaltschaft gemeldet hatte.
Der Berufsschullehrer hatte früher über die Handwerkerinnung mit Josef S. Kontakt gehabt und gab an, sich an ein Gespräch aus den siebziger Jahren zu erinnern, in welchem der Angeklagte von einem Vorfall in der Toskana berichtet und dabei unter anderem erklärt hätte: „Dann habe ich die erschießen lassen.“
Urteil nun frühestens am 11. August
Damals wollte der Zeuge diesen Aussagen keinen Glauben schenken, aber: „Das war vielleicht ein Fehler.“ Gegen den Willen seiner Frau hätte er sich dazu entschlossen, zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Auf Grund dieses Zeugen, der sich mehrmals in Widersprüche verstrickte, mußte das Plädoyer von Verteidiger Rainer Thesen verschoben werden.
Ein Urteil ist nun frühestens für den 11. August zu erwarten. Josef S. wird vorgeworfen, für ein Massaker in der Toskana im Juni 1944 verantwortlich zu sein, bei dem 14 Menschen ihr Leben verloren. (RH)