HAMBURG. Der Publizist Henryk M. Broder hat seine Kandidatur für den Vorsitz des Zentralrats der Juden in Deutschland zurückgezogen. Er sei weder „größenwahnsinnig noch vergnügungssüchtig“, schrieb Broder im Spiegel. Deutschland liebe zwar „Unruhestifter, Querdenker und Seiteneinsteiger“, jedoch nur so lange, „wie sie darauf achten, daß alles so bleibt, wie es ist“.
Broder hatte Ende Oktober angekündigt, für das Amt des Zentralratspräsidenten zu kandidieren. Grund für seine Entscheidung sei der „erbärmliche Zustand“, in dem sich der Zentralrat der Juden derzeit befinde. Dieser trete fast ausschließlich als „Reue-Entgegennahme-Instanz“ auf und äußere sich „inflationär zu allem und jedem“. Seiner Ansicht nach sei Präsidentin Charlotte Knobloch mit ihrer Aufgabe überfordert.
Broder war nach seiner angekündigten Kandidatur unter anderem vom ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats, Michel Friedman, scharf angegriffen worden. „Wenn Kritik zur persönlichen Diffamierung wird, dann schreibt sich der Betreffende selbst ein schlechtes Zeugnis“, sagte Friedman im Tagesspiegel. Er erwarte, daß es Broder mit der Ankündigung seiner Kandidatur ernst meine und „den Zentralrat nicht zum Zweck der Selbstvermarktung“ mißbrauche. (krk)