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9. November 1989: Weltpresse schaut auf Berlin

9. November 1989: Weltpresse schaut auf Berlin

9. November 1989: Weltpresse schaut auf Berlin

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9. November 1989
 

Weltpresse schaut auf Berlin

Zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer schaut die Weltpresse erneut auf die deutsche Hauptstadt – und das nicht nur wegen der zahlreichen internationalen Prominenz.
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Ausschnitt der Internetseite des „Figaro“, auf der man die Berliner Mauer selbst einreißen kann Foto: JF

BERLIN. Zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer schaut die Weltpresse erneut auf die deutsche Hauptstadt – und das nicht nur wegen der zahlreichen internationalen Prominenz. Die New York Times spricht vom Schicksalstag des 9. November 1989, als der Osten die Freiheit schmeckte.

Nichts hätte an diesem grauen und kühlen Novembertag 1989 auch nur erahnen lassen, daß es zu einer der großen symbolischen Veränderungen des 20. Jahrhundert kommen würde: dem triumphalen Ende eines gescheiterten Systems. „Wer an diesem Tag in Berlin war und den Fall der Mauer miterlebte, der weiß, was es heißt, wenn alle Machtkalkulationen von einem unbeirrbaren Streben überwältigt werden: Dem Streben nach Freiheit“, schreibt Serge Schemann.

Auch die Londoner Times berichtet mit zahlreichen Artikeln, Dossier und Bildern über den Mauerfall und die heutigen Feierlichkeiten in Berlin. Allerdings auch mit nachdenklicheren Worten: 

Eigentlich, so Roger Boyes, müßte Berlin heute der heißeste Platz auf dem Kontinent sein. Tatsächlich aber würden viele Deutsche zuhause bleiben. Teilweise, weil sie den 9. November zum Anlaß für einen persönlichen Rückblick nähmen, teilweise, weil dieser Tag bis zum Fall der Mauer ein „Tag der Trauer und der Demut“ gewesen sei.

Erinnerung an die Reichskristallnacht

Schließlich sei der 9. November 1938 auch der Tag der Reichskristallnacht gewesen, an dem 1.400 Synagogen und Gebetsräume in Brand gesteckt und hunderte deutsche Juden getötet wurden, erinnert das Blatt. Deshalb sei der 9. November auch nie Nationalfeiertag geworden.

Kritisch wirke sich zudem die finanzielle Belastung durch die Übernahme der nahezu bankrotten DDR aus. Viele Westdeutsche seien der Meinung, daß die immensen Transferleistungen hauptsächlich auf ihre Kosten gegangen seien. „In der Nacht als die Berliner Mauer fiel, erhielten Ost-Berliner in West-Berliner Kneipen Freibier. Zwanzig Jahre später ist nichts mehr umsonst“, schreibt Boyes.

Begeistert zeigen sich dagegen die französischen Tageszeitungen Le Monde und Le Figaro. Le Monde beispielsweise zeigt seinen Lesern mit zahlreichen Bildstrecken, wie in Berlin, aber auch weltweit der Fall der Mauer gefeiert wird. In einer Umfrage können die Leser zudem darüber abstimmen, ob Deutschland zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer in der Europäischen Union mittlerweile eine Vormachtstellung eingenommen habe und dadurch zum Problem für Frankreich werde. Derzeit bejahen rund fünfzig Prozent der Teilnehmer die dominierende Rolle Deutschlands in der EU, sehen darin aber kein Problem für Frankreich.

„Wildfremde küßten und umarmten sich

Auf der Internetseite des Figaros kann man die Mauer virtuell sogar gleich selbst einreißen. Hinter jedem Loch, das sich auftut, verbirgt sich eine Reportage oder Bildstrecke zum 9. November.

Und auch im österreichischen Standard schwärmt Birgit Baumann von der Nacht auf den 10. November 1989. West-Berlin sei damals eine einzige Party gewesen. „Wildfremde küßten und umarmten sich. Und vor allem ein Wort war es, das immer wieder ertönte: ‘Wahnsinn!’ Wie es weitergehen sollte, daran dachten die wenigsten. In dieser Nacht zählte nur der Augenblick.“

28 Jahre lang habe die Mauer nicht nur eine Stadt und ein Land geteilt, sondern die ganze Welt in zwei Blöcke. „Doch am 9. November 1989 brachten Chaos und Courage die Berliner Mauer ohne Blutvergießen zu Fall, und die ganze Welt jubelte.“ (krk) 

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