Die globale Klimaerwärmung sorgt derzeit in Berlin für ganz besondere Auswüchse – zumindest, wenn man Marius Fiedler, dem Leiter der Jugendstrafanstalt „Kieferngrund“, Glauben schenkt.
Dort randalierten nämlich am vergangenen Sonnabend sämtliche 65 Insassen, zerstörten Betten, Fenster und Schränke und legten sogar Feuer. Vom rbb nach der Ursache der zweieinhalbstündigen Häftlingsrevolte befragt, machte Fiedler die schwüle Hitze verantwortlich.
Wer bei diesem Wetter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahre, merke ebenfalls schnell, wie angespannt alle seien und wie reizbar. Oftmals reiche schon eine Kleinigkeit aus und die Situation eskaliere. „So sind die Bürger, und unsere Gefangenen sind auch Bürger, nur vielleicht besonders unkontrollierte“, versuchte der Soziologe und Psychotherapeut die Randale zu entschuldigen.
Quirlige Jugendliche
Wie unkontrolliert die „bürgerlichen“ Bewohner der Anstalt Kieferngrund sind, zeigen die Delikte, die ihnen vorgeworfen werden: schwerer Raub, Bandendiebstahl und schwere Körperverletzung. Auch Gewalttäter der diesjährigen Ausschreitungen vom 1. Mai (an dem es übrigens auch recht heiß war) gehörten zu den Rädelsführern der Revolte.
Unterstützung erfuhr Fiedler bei seiner Wettertheorie übrigens von oberster Stelle: Auch SPD-Justizsenatorin Gisela von der Aue war der Überzeugung, daß die Hitze eine Rolle gespielt habe.
Die Jugendlichen seien ja eigentlich „sehr quirlig, wenn sie draußen herumtoben“, analysierte sie im rbb. Und wenn sie dann plötzlich einen Schuß vor den Bug bekämen und in eine solche Anstalt mit einem geregelten Tagesablauf kämen, dann werde es halt schwierig. (krk)