BOZEN. Bei der Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz jubeln viele Südtiroler anscheinend nicht für ihr formelles „Heimatland“, den amtierenden Weltmeister Italien, sondern für Österreich und Deutschland.
Beim ersten Spiel der Österreicher am vergangenen Sonntag fieberten auch zahlreiche Südtiroler in Innsbruck, der Landeshauptstadt Tirols, mit der Mannschaft der Alpenrepublik. Viele von ihnen trugen Hemden mit dem Aufdruck „Süd-Tirol hält zu Österreich“. Als Dank für die Unterstützung hefteten sich österreichische Fans Aufkleber mit der Aufschrift „Süd-Tirol ist nicht Italien“ an ihre Trikots.
Auch Deutschland hat unter den Fußballfans in Südtirol traditionell viele Anhänger. Beim Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Polen am vergangenen Sonntag in Klagenfurt war im Stadion unter anderem ein Schwarz-Rot-Goldenes Transparent zu sehen, auf dem „Süd-Tirol hält zu Deutschland“ stand.
ARD und ZDF in Süd-Tirol abgeschaltet
Erst am Samstag hatte Südtirol die EM der alteingesessenen Minderheiten in der Schweiz gewonnen. Die Südtiroler besiegten die Mannschaft der kroatischsprachigen Minderheit aus Serbien mit 1:0.
Gebremst wird die Südtiroler Fußballbegeisterung allerdings dadurch, daß während der Übertragung der Fußball-EM die Sender ARD und ZDF in Südtirol erstmals abgeschaltet werden müssen. „Wir waren von dieser Anordnung aus Deutschland vollkommen überrascht“, sagte ein Techniker der Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) der JF.
Die RAS strahlt seit einem Abkommen von 1974 auch das Programm von ARD und ZDF aus, das ihr kostenlos von diesen zur Verfügung gestellt wird. Statt dessen wird in der Fußballzeit nun „Bayern Alpha“ beziehungsweise „ZDF-Doku“ über die terrestrischen (Antennen-) Sender der RAS und im Kabel verbreitet, weil ARD und ZDF die Übertragungsrechte der EM-Spiele vom Europäischen Fußballverband Uefa nur für das Gebiet der Bundesrepublik erworben hatten.
Deswegen hätte die Südtiroler Landesregierung für die Übertragung der Spiele durch die ARD und das ZDF zusätzliche Verträge abschließen müssen, was die Landesregierung aus Kostengründen ablehnet. Laut dem Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) können die Südtiroler die Spiele aber im Schweizer, italienischen und österreichischen Fernsehen und über Satellit anschauen.