DÜSSELDORF. Nach Ansicht des SPD-Außenpolitikers Egon Bahr waren die Vereinigten Staaten vorab von dem Angriff Georgiens auf die abtrünnige Provinz Südossetien Anfang August informiert.
„Vielleicht hat die amerikanische Regierung damit gerechnet, daß in Zeiten der Spannung die Neigung gering ist, einen neuen Mann zum US-Präsidenten zu wählen, der unerfahren ist“, sagte Bahr der Westdeutschen Zeitung. Daß der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain nun in den Umfragen vor dem demokratischen Mitbewerber Barack Obama liege, zeige, daß eine solche mögliche Kalkulation „bis jetzt aufgegangen“ sei. Bahr sagte, es sei für ihn „völlig unvorstellbar, daß 150 US-Militärberater nicht wissen, was in einem so kleinen Land wie Georgien passiert“.
Der SPD-Politiker widersprach gleichzeitig ausdrücklich der Einschätzung von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), der den früheren Staatschef und jetzigen Ministerpräsidenten Rußlands, Wladimir Putin, als „lupenreinen Demokraten“ bezeichnet hatte. „Ich glaube nicht, daß Gerhard Schröder das Wort noch einmal benutzen würde“, sagte Bahr der Zeitung. „Putin war nie ein lupenreiner Demokrat. Er kann es gar nicht sein.“