MADRID. Der frühere spanische Fußballverbands-Präsident Luis Rubiales, der nach dem gewonnenen WM-Endspiel 2023 in Australien im Freudentaumel die Spielerin Jennifer Hermoso geküßt hatte, ist vor Gericht entlastet worden. Ein gerichtlich bestellter Gutachter, der taubstumme Lippenleser David Murillo, sagte, in einem Video sei zu erkennen, Rubiales habe vor dem Kuß um Erlaubnis gebeten.
Der Ex-Präsident, der nach der umstrittenen Siegerehrung vom Verband RFEF entlassen wurde, ist wegen sexueller Aggression und Nötigung angeklagt. Ihm droht eine lange Haftstrafe. Doch vor dem Staatsgerichtshof in Madrid stellte sich die Situation nun anders da. Hermoso hatte zuvor vor Gericht erneut ausgesagt, Rubiales habe sie gegen ihren Willen auf die Lippen geküßt. Während der Busfahrt nach dem Spiel hatte sie ihn für den Kuß allerdings noch gefeiert. Und die ganze Mannschaft rief: „Kuß, Kuß, Kuß“ und „Präsident, Präsident“, wie dieses Video zeigt:
🔴 ¡¡BOMBAZO!!! (Alvise Pérez)
Las imágenes de Jenni Hermoso y sus compañeras bromeando con el propio Rubiales sobre el beso.
¿Esta chica es una víctima de algo? Que lo vea toda España. pic.twitter.com/hBQHXKvs7O
— Vito Quiles 🇪🇸 (@vitoquiles) August 29, 2023
Auch drei weitere ehemalige Verbandsmitarbeiter sind wegen des Kusses angeklagt. Denn die 34jährige Spielerin wirft ihnen vor, sie in den Tagen nach dem WM-Triumph unter Druck gesetzt zu haben, damit sie Rubiales nicht beschuldige. Ihnen wird ebenfalls Nötigung vorgeworfen.
Kuß-Skandal: „Sie sagte ‚Okay‘“
Rubiales sagte nach dem Auftritt des Gutachters aus, er habe bei ähnlichen Situationen „auch viele männliche Fußballer mit Küssen bedeckt“. Zum Fall Hermoso gab er zu Protokoll: „Sie drückte mich fest, hob mich hoch. Ich fragte sie, ob ich ihr einen Kuß geben darf, und sie sagte ‚Okay‘.“ Er sei sich „völlig sicher, daß sie mir ihre Zustimmung gegeben hat“.
Der Gutachter hatte dies zuvor bestätigt. Auf einem qualitativ hochwertigen Tiktok-Video sei deutlich zu sehen, wie Rubiales Hermoso gefragt habe: „Darf ich dir ein Küßchen geben?“ Der Lippenleser verneinte jeden Zweifel: „Ich habe es mehrere Male gesehen und bin mir sicher.“ Der Mann verständigte sich in der Gebärdensprache.
Murillo war von der Verteidigung vorgeladen worden. Auf die Frage der Staatsanwaltschaft erklärte er, keine Beziehung zu Rubiales zu haben. Er arbeite regelmäßig mit der spanischen Polizei zusammen. Unterstützung bekam er von einem weiteren Gutachter, der aussagte, das Video sei echt und nicht manipuliert worden. (fh)