WASHINGTON. Der Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in den Vereinigten Staaten hat mit einem überraschenden Eklat geendet. Bei einem Auftritt des europäischen Staatsgastes mit Präsident Trump und Vizepräsident J.D. Vance im Weißen Haus gerieten die Politiker nach einem zunächst über 40 Minuten ruhigen Gespräch mit Journalisten unvermittelt in einen teils heftigen Streit miteinander, der sich offenbar an der Frage entzündete, wie der Krieg mit Rußland beendet werden könnte.
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Bei dem Wortgefecht wurden teils heftige Anschuldigungen ausgetauscht. So rechtfertigte Selenskyj die heikle Situation der Ukraine mit den Worten: „Während eines Krieges hat jedes Land Schwierigkeiten, selbst Sie würden welche haben. Sie haben einen schönen Ozean, deswegen spüren Sie das noch nicht, aber Sie werden es spüren.“ Trump reagierte harsch auf diese Äußerung: „Sagen Sie uns nicht, was wir zu spüren haben! Sie sind nicht in der Position, uns das vorzuschreiben!“
Staatsbesuch bei Trump endet ohne Unterzeichnung des Rohstoffdeals
Stellenweise schrien sich die Politiker im Oval Office, dem Arbeitszimmer Trumps, gegenseitig an. J.D. Vance zeigte sich empört über das Verhalten Selenskyjs und warf dem Staatsoberhaupt Respektlosigkeit vor: „Finden Sie es respektvoll, hierher ins Oval Office zu kommen und die Regierung zu attackieren, die sich darum bemüht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern!?“ Selenskyj wiederum warf Vance vor, noch nie in seinem Land gewesen zu sein.
Trump beendete den Zwischenfall schließlich mit dem Vorwurf an Selenskyj, nicht genügend dankbar für die amerikanischen Hilfen zu sein. Und drohte: „Wenn wir uns da rausnehmen, müssen Sie sich durchkämpfen – und das wird glaube ich nicht sehr schön.“ Unmittelbar danach verließ er das Weiße Haus. Über dem Wortgefecht kam es nicht zur Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens, an dem die Vereinigten Staaten und die Ukraine bis zuletzt gearbeitet hatten.
Friedrich Merz: „Wir stehen an der Seite der Ukraine“
In einer ersten Reaktion bekräftige Bundesaußenministerin Annalena Baerbock für die Bundesregierung: „Die Ukraine ist nicht allein“. Auch CDU-Chef Friedrich Merz, der allgemein als Bundeskanzler in spe gehandelt wird, positionierte sich aufseiten Kiews. „Lieber Wolodmyr Selenskyj, wir stehen in guten wie herausfordernden Zeiten an der Seite der Ukraine“, twitterte der Christdemokrat. Nie dürften Aggressor und Opfer in diesem furchtbaren Krieg miteinander verwechselt werden.
Dear Volodymyr @zelenskyyua, we stand with #Ukraine in good and in testing times. We must never confuse aggressor and victim in this terrible war. (FM)
— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) February 28, 2025
AfD-Co-Parteichef Tino Chrupalla wiederum mahnte die Fortsetzung der Friedensgespräche mit Rußland an. „Den Frieden muß es trotzdem geben – auch ohne den Bettelpräsidenten Selenskyj“, schrieb Chrupalla auf X. Das sei keine Frage von Rohstoffen, sondern eine der Vernunft.
Präsident Trump bricht das Gespräch mit Ukraines Präsident Selenskyj ab, weil dieser nicht bereit zum Frieden sei. Den Frieden muss es trotzdem geben – auch ohne den Bettelpräsidenten Selenskyj. Das ist keine Frage von Rohstoffen, sondern der Vernunft. Da die EU und Deutschland… https://t.co/cHTekl0Nio
— Tino Chrupalla (@Tino_Chrupalla) February 28, 2025
Erste Reaktionen aus Europa fallen zwiespältig aus
Von den europäischen Nachbarn äußerte sich Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez bereits zu dem Vorfall. Er betonte, ebenfalls auf X: „Ukraine, Spanien steht an deiner Seite.“ Auch Polens Ministerpräsident Donald Tusk schrieb: „Lieber Herr Selenskyj, liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht alleine.“
Der Chef der in den Niederlanden mitregierenden Partij voor de Vrijheid, Geert Wilders, kritisierte unterdessen alle an dem Eklat Beteiligten. „Ein faszinierender TV-Auftritt, aber nicht unbedingt der beste Weg, den Krieg zu beenden, meine Herren“, schrieb er am Freitag abend auf X.
Fascinating TV but not necessarily the best way to end the war, gentlemen.
— Geert Wilders (@geertwilderspvv) February 28, 2025
(fw)