STAWROPOL. Ein Major der russischen Armee, Zaur Gurtsiew, ist am Donnerstag durch einen Sprengsatz getötet worden. Der 34jährige, der in der Vergangenheit die Bombardierung Mariupols angeordnet hatte und dafür ausgezeichnet worden war, war in der südrussischen Stadt Stawropol offenbar in einen Hinterhalt gelockt worden, wie verschiedene ukrainische und amerikanische Medien berichten.
Zum Zeitpunkt der Explosion soll sich Gurtsiew mit einem anderen Mann in einem Park aufgehalten und getrunken haben. Den Mann – Nikita Penkow, der ebenfalls bei der Explosion starb – soll der Militärführer auf einer Dating-Internetseite für Homosexuelle kennen gelernt haben. Für die Nacht des Anschlags hatten sie sich für ein Treffen in dem Park verabredet.
Nach Angaben russischer Behörden befand sich der Sprengsatz in einer Tasche die Penkow zu dem Treffen mitgebracht hatte. Sie soll auch Metallschrapnelle enthalten haben. Laut dem kremlkritischen russischen Telegram-Nachrichtenkanal VChK-OGPU könnte Penkow von unbekannten Dritten angeheuert worden sein, um sich mit Gurtsiew zu treffen und diesen dabei heimlich zu filmen. Der Sprengsatz sei dabei in die Filmausrüstung hineininstalliert worden – mutmaßlich ohne Penkows Wissen.
Rußland bestätigt Tötung von Gurtsiew
Der Gouverneur Stawropols, Wladimir Wladimirow, bestätigte die Tötung. „Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, daß unser Held – ein Veteran der Besonderen Militäroperation, Zaur Gurtsiew, bei einem nächtlichen Zwischenfall in der Tschechowstraße in Stawropol ums Leben gekommen ist“, schrieb Wladimirow auf Telegram. Alle denkbaren Szenarien würden nun überprüft werden, unter anderem jenes, daß es sich um einen „Terroranschlag ukrainischer Nazis“ handele.
Bereits in der Vergangenheit hatte es mehrfach tödliche Anschläge auf Vertreter des russischen Militärs gegeben. Im Mai 2023 war der russische Militärführer und Schriftsteller Sachar Prilepin durch einen Autobombenanschlag schwer verletzt worden. Einer seiner Bodyguards starb.
Im August 2022 tötete ein Sprengsatz Dugins Tochter
Im April 2023 war der Militärblogger Wladlen Tatarski durch einen Bombenanschlag in einem Café in Sankt Petersburg getötet worden. Tatarski hatte dort einen Vortrag gehalten, als ihm eine junge Frau eine kleine Statue als Geschenk überreichte. Mutmaßlich enthielt diese Statue den Sprengsatz. Vor Gericht gab die Frau später an, geglaubt zu haben, daß sich in der Figur lediglich ein Abhörgerät befinde, mit dem der Militärblogger ausspioniert werden solle. Sie sei ihr von einem Ukrainer überreicht worden, der den Decknamen „Gestalt“ (Deutsch im Original) getragen habe.
Zuvor, im August 2022, hatte eine Autobombe die Tochter des russischen Autors Alexander Dugin, Darya Dugin, getötet. Beide hatten sich in Texten mehrfach zugunsten des Einmarschs in die Ukraine ausgesprochen. Mutmaßlich hatte der Sprengsatz jedoch Alexander Dugin töten sollen. (lb)