CHOLON. Israels Verteidigungsminister Israel Katz hat die Tötung des Obersten Führers des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, am Donnerstag faktisch zum israelischen Kriegsziel erklärt. „Die israelische Armee ist angewiesen und weiß, daß dieser Mann nicht weiter existieren sollte, um die Kriegsziele zu erreichen“, sagte Katz auf die Frage eines Journalisten, ob der Sturz des Mullah-Regimes Teil der israelischen Kriegsziele sei.
Zuvor hatte Katz geäußert, Chamenei „könne“ nicht weiter existieren. Bei ihm handle es sich um den „Hitler moderni“, also den „modernen Hitler“. „Wenn wir die israelische Armee seinerzeit zum Bunker Hitlers hätten schicken können, um seinen Plan zur Judenvernichtung zu verhindern, dann hätten wir dies getan.“
Katz äußerte sich während eines Besuches in der zentralisraelischen Stadt Cholon, wo am Donnerstagmorgen ein iranisches Geschoß mitten in ein Wohngebiet eingeschlagen war. Iranischer Beschuß löste um kurz nach sieben Uhr Ortszeit in weiten Teilen des Landes Alarm aus. Auch in Ramat Gan schlug eine Rakete ein.
Rakete schlägt in israelischem Krankenhaus ein
Für besonderes Entsetzen sorgte ein Treffer in einem Krankenhaus im südisraelischen Be’er Scheva. Das Geschoß richtete erheblichen Schaden in einem Teil des Krankenhauses an, der kurz zuvor evakuiert worden war. Israels Präsident Jitzchak Herzog besuchte den Ort am Donnerstag und forderte einen „heftigen Schlag gegen den Kopf der Schlange in Teheran“. Bei den Angriffen wurden zahlreiche Menschen verletzt. Der Iran behauptet, auf eine Militäreinrichtung gezielt zu haben.
Derweil setzte auch die israelische Armee ihre Angriffe im Iran fort. Dabei kamen in der Nacht nach Armeeangaben etwa 40 Kampfjets zum Einsatz. Sie nahmen demnach unter anderem erneut die Atomanlage in Natanz und erstmals den iranischen Schwerwasserreaktor bei Khondab ins Visier. Die Internationale Atomenergiebehörde teilte am Vormittag mit, daß sich in dem Reaktor keine radioaktiven Materialien befänden. Die Gruppe „Human Rights Activists News Agency“ mit Sitz in den USA bezifferte die Zahl der bisher insgesamt Getöteten im Iran am Mittwoch auf 639.
Trump will Entscheidung kurzfristig treffen
Weiter offen ist, ob die USA in den Krieg eingreifen. US-Präsident Donald Trump sagte am Mittwoch im Weißen Haus, er werde die finale Entscheidung wohl erst „eine Sekunde“ treffen, bevor es angezeigt ist. „Besonders im Krieg können sich die Sachen ändern. Von einem Extrem ins andere.“
In den vergangenen Tagen hatten sich die Anzeichen verdichtet, daß Trump in den Krieg einsteigen möchte. US-Medien zufolge hat er umsetzbare Kriegspläne bereits genehmigt. Aus israelischer Sicht wäre ein US-Eingreifen vor allem hilfreich, um die iranische Nuklearanlage in Fordo ins Visier zu nehmen. Diese ist in einen Berg hineingebaut und liegt so weit unter der Erde, daß nur US-Bomben als fähig gelten, bis zu ihr durchzudringen.
Wadephul trifft iranischen Außenminister
Unterdessen will der deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Frankreich und Großbritannien am Freitag den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi zu einem Gespräch in Genf treffen. Ziel ist offenbar, eine neue Vereinbarung zur Eindämmung des iranischen Atomprogramms zu verhandeln. Bundeskanzler Friedrich Merz betonte am Mittwoch, die Bemühungen seien mit den USA abgestimmt.
Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen teilte indes am Mittwoch mit, der Iran verhandle nicht unter Zwang und nicht mit „einem abgehalfterten Kriegstreiber“. Mit dieser Bemerkung war offenbar Trump gemeint. Auch Chamenei stellte in einer TV-Ansprache klar, „die iranische Nation“ leiste einem „aufgezwungenen Frieden“ entschieden Widerstand. (ser)