BELÉM. Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém hat Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Industriestaaten aufgefordert, ihre „Klimaschulden“ zu begleichen. Er verlangt, die reichen Länder müßten sich „ihrer Verantwortung stellen, nicht nur, indem sie Verpflichtungen eingehen, sondern auch durch die Begleichung ihrer Schulden“.
Ab kommenden Montag beraten rund 50.000 Teilnehmer über Maßnahmen gegen den Klimawandel. Lula betonte in einem Gastkommentar in der FAZ, es gehe dabei nicht um Wohltätigkeit, sondern um Gerechtigkeit.
Die Industrieländer hätten am meisten vom Kohlestoffzeitalter profitiert und müßten nun ärmeren Staaten im globalen Süden helfen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verursachten die G20-Staaten im vergangenen Jahr 82,8 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen, insgesamt rund 39,6 Milliarden Tonnen.
Bereits auf 300 Milliarden Klimahilfen geeinigt
Bei der letzten Weltklimakonferenz hatten sich die Staaten auf jährliche Klimahilfen in Höhe von 1,3 Billionen US-Dollar bis 2035 geeinigt, davon 300 Milliarden aus den Industriestaaten. Die Organisatoren der COP30 fordern nun zusätzliche Mittel durch Vermögens-, Luftverkehrs- und Finanztransaktionssteuern sowie Schuldenerlasse für Krisenländer.
Doch Experten bezweifeln, daß die Konferenz konkrete Fortschritte bringen wird. Klimaforscher Mojib Latif sagte der Mediengruppe Bayern, in Belém werde es „eine schöne Abschlußerklärung voller hehrer Absichten“ geben, inhaltlich aber wenig Neues. Da Beschlüsse Einstimmigkeit von fast 200 Staaten erforderten, bleibe am Ende nur der „kleinste gemeinsame Nenner“. Die Ziele des Pariser Abkommens von 2015 seien längst verfehlt.
Bereits am heutigen Donnerstag beginnen in Belém erste Gespräche zum Schutz tropischer Regenwälder. Lula will dabei den neuen Fonds Tropical Forest Forever Facility vorstellen, der den Erhalt der Wälder finanziell belohnen soll. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird in Brasilien erwartet, um auf dem Gipfel zu sprechen. (rr)






