WIEN. Der „Gender-Gesundheitsbericht“ des grünen Noch-Gesundheitsministers, Johannes Rauch, hat für Diskussionen gesorgt. In einer Publikation wird nicht nur das biologische Geschlecht hinterfragt, sondern auch die Vorstellung, daß Cisgeschlechtlichkeit – also die Übereinstimmung von Geschlechtsidentität und biologischem Geschlecht – als Norm gelten sollte. So wird ausdrücklich festgehalten: „Für den Bericht wird Cisgeschlechtlichkeit nicht als Norm betrachtet (…)“.
Mit dieser Aussage wird die Perspektive erweitert: Transgeschlechtlichkeit sowie queere Identitäten stehen im Mittelpunkt. Der Begriff „queer“ umfaßt Personen, die sich weder mit ihrem biologischen Geschlecht noch eindeutig als Mann oder Frau identifizieren.
Neue Ansprache: „Liebe Lesende“ statt „Liebe Leser“
Auch die Sprache des Berichts zeigt, wie woke Rauch und seine Öko-Partei mittlerweile sein wollen. Der Minister wendet sich in seinem Vorwort nicht an „Leser“ oder „Leserinnen“, sondern an die lieben „Lesenden“. Dies soll symbolisieren, daß der Bericht alle Geschlechter anspricht – von Männern und Frauen bis hin zu genderdiversen Personen. Die Themen des Berichts, insbesondere sexuelle und reproduktive Gesundheit, werden als universell betrachtet und sollen jeweils alle Menschen betreffen.
Kritik an ideologischen Schwerpunkten
Diese „sexuelle und reproduktive Gesundheit“ wird im Bericht also breit definiert. Sie umfaßt nicht nur medizinische Aspekte wie Schwangerschaft, Verhütung oder sexuell übertragbare Krankheiten, sondern auch gesellschaftspolitische Themen wie sexuelle Aufklärung und Abtreibung. Kritiker wie die Wiener ÖVP-Landtagsabgeordnete Laura Sachslehner sehen darin jedoch eine ideologische Ausrichtung: „Ein Bericht, der sich derart von wissenschaftlichen Tatsachen entfernt, ist schlichtweg absurd“, so die ehemalige Generalsekretärin der Volkspartei. Sie kritisiert, daß solche Publikationen noch dazu mit Steuergeldern finanziert werden.

Aus „Frauengesundheit“ wird „Gendergesundheit“
Während der frühere Frauengesundheitsbericht von 2022 den Fokus klar auf weibliche Themen legte, geht der neue Bericht buntere Wege: Schwangerschaft, Geburt und Abtreibung werden nicht länger ausschließlich unter dem Begriff „Frauengesundheit“ behandelt, schließlich seien nicht nur Frauen davon betroffen. Auch wird unter anderem bemängelt, daß Begriffe wie „Penetration“ klassische Geschlechterrollen zementieren, in denen Frauen auf die Rolle der „Empfangenden“ reduziert würden.
„Orgasmus-Gap“ in den Klassenzimmern
Ein weiteres Thema des Berichts ist der sogenannte „Orgasmus-Gap“. Dieser beschreibt die ungleiche Verteilung sexueller Lust zwischen den Geschlechtern, wobei Frauen laut dem Bericht seltener Orgasmen erleben als Männer. Diese Diskrepanz, so die Autoren, trage zu hierarchischen Geschlechterbildern bei. Der Bericht schlägt vor, diese Thematik stärker in die Sexualerziehung an den Schulen einzubinden. (rr)