WARSCHAU. Das halbstaatliche polnische Energieunternehmen Orlen hat die Finanzierung weiterer Kernkraftwerke in Polen gesichert. Der Mineralölkonzern konnte am Montag Zusagen über vier Milliarden US-Dollar von zwei Finanzinstituten der US-Regierung bekommen, berichtet die Nachrichtenagentur AP.
Polen versucht seine Abhängigkeit von der Kohle, Erdöl und Erdgas zu verringern. Der Einmarsch Moskaus in der Ukraine hat das Bestreben verstärkt. Bisher hatte Deutschlands östlicher Nachbar keine Kernkraftwerke am Stromnetz.
Seit einigen Jahren plant die Regierung in Warschau aber den Einstieg in die CO2-arme Technologie. Bisher war fest eingeplant, bis 2040 sechs KKW zu betreiben. Baubeginn des ersten soll 2026 voraussichtlich an der Ostsee sein. Das nun unterzeichnete Dokument spricht aber von bis zu 20 kleinen modularen Kraftwerken vom Typ BWRX-300, die Polen bauen will. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte auf einer Pressekonferenz, das Land brauche eine „billige, saubere und zuverlässige Energiequelle“ wie die kleinen Kernreaktoren.
Deutschland steigt aus Kernkraft aus
Vier Milliarden US-Dollar (etwa 3,6 Milliarden Euro) sicherte sich der Staat jetzt für Planung und Bau weiterer amerikanischer Anlagen bei der US-Export-Import-Bank und der U.S. International Development Finance Corporation. Für drei der sechs ursprünglichen Kernkraftwerke hatte der südkoreanische Betreiber ebenfalls großzügige Zusagen bei Finanzierung und Betrieb gemacht, um Fuß auf dem europäischen Markt zu fassen.
Das alles geschah nur zwei Tage nachdem Deutschland am 15. April seine letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet hatte, in der Absicht, auf erneuerbare Energien wie Wind und Sonne umzusteigen. Defacto hat sich nach der Abschaltung aber auch der Anteil an Kohlestrom erhöht. Polens erster BWRX-300-Reaktor soll 2029 in Betrieb gehen. (mp)