LONDON. Die britischen Universitäten haben Plänen der Regierung unter Premierminister Rishi Sunak (Konservative) widersprochen, Studiengänge mit schlechten Berufsaussichten stärker zu kontrollieren. „Die Universitäten im Vereinigten Königreich sind etwas, worauf wir sehr stolz sein können. Sie arbeiten hart, um sich ihren guten Ruf zu erhalten. Die Regierung macht einen Fehler damit, sie schlecht zu reden“, teilte der britische Universitätsverband „Universities UK“ am Dienstag mit.
The announcement has dominated headlines, but is there anything new in the government's 'crackdown on rip-off degrees?'
See @viviennestern's full response to the announcement below👇https://t.co/eZQXcFsD7O pic.twitter.com/nCnWHxxLuR
— Universities UK (@UniversitiesUK) July 20, 2023
Sunak solle darauf achten, daß seine politische Rhetorik nicht die Chancen junger Menschen beeinträchtige, die andernfalls vielleicht von einem Studium profitiert hätten. „Das wäre nicht im Interesse der meisten Studenten und auch nicht im ökonomischen Interesse unseres Landes insgesamt.“
Der Plan – Unis dürfen nicht mehr so viel Geld verlangen
Mit seiner Stellungnahme reagierte der Universitätsverband auf Pläne des Kabinetts Sunak, „Abzocke-Studiengänge“ künftig stärker zu reglementieren. „Studiengänge, die daran scheitern, gute Ergebnisse zu liefern und die unter einer hohe Abbrecherquote leiden, werden in Zukunft strikten Kontrollen unterzogen“, kündigte die Downing Street zuletzt in einer Pressemitteilung an. Großbritannien habe einige der besten Universitäten der Welt, doch eine kleine Minderheit von Studienfächern hinterlasse verarmte und verschuldete Studenten ohne Berufsaussichten.
Too many students are being sold a university education that won't get them a decent job at the end of it.
So I'm cracking down on rip-off degrees and boosting apprenticeships to ensure students get the best deal possible.
Widening access. Boosting jobs. Growing the economy.
— Rishi Sunak (@RishiSunak) July 17, 2023
„Die Regierung will das System wieder fair für diese Studenten machen, aber auch für die Steuerzahler – die viel Geld in höhere Bildung investieren und Milliarden Pfund an nicht gezahlten Studiengebühren am Ende selbst zahlen müssen.“ Daher werde der erlaubte Höchstsatz für ein Grundstudium jährlich von knapp 9.000 auf 5.700 Pfund gesenkt. Die Universitäten seien außerdem dazu eingeladen, die Zugangsbedingungen für sogenannte Problemstudiengänge zu verschärfen.
Speaking with students at @MulberryTH it’s clear they have a bright future ahead of them and I want to do everything I can to protect that.
That’s why we're cracking down on rip-off university degrees and boosting apprentices – making sure students get the best deal possible. pic.twitter.com/X26wGe25xr
— Rishi Sunak (@RishiSunak) July 17, 2023
„Zu vielen Studenten werden an der Universität zunächst mit Wunschträumen gefüttert, enden dann aber in schlechten Kursen auf Kosten der Steuerzahler ohne irgendeine Berufsaussicht“, mahnte Sunak. Deshalb ergreife die britische Regierung nun Maßnahmen, um gegen die „Abzocke“ an den Universitäten vorzugehen.
Studienabschluß entscheidet auch in Großbritannien über späteres Einkommen
Vor allem während der Corona-Pandemie haben viele junge Leute auf der Insel ihr Studium abgebrochen. Zwischen 2021 und 2022 waren es laut offizieller Statistik fast 18.500 junge Erwachsene. Im Vergleich zu dem Zeitraum zwischen 2020 und 2021 – mit an die 14.500 Studienabbrüchen – sei dies ein Anstieg um 28 Prozent gewesen.
Eine 2020 im Auftrag des Bildungsministeriums erhobene Studie kam zudem zu dem Ergebnis, daß vor allem Studiengänge wie aus den Geistes- und Sozialwissenschaften ein geringes Einkommen bedingen, während naturwissenschaftliche und ökonomische Fächer eher ein höheres Gehalt nach sich ziehen. „Das an der Universität studierte Fach ist von enormer Bedeutung“, teilten die Studienmacher seinerzeit mit.
Premierminister Sunak: „Die an den Unis wählen uns sowieso nicht“
Auf das ganze Leben gerechnet lägen die Einkünfte von Frauen bei Absolventinnen der Fächer Kunst und Sprachen im Durchschnitt nahe Null, bei Absolventen der Fächer Jura, Wirtschaft oder Medizin jedoch bei über 250.000 Pfund. Männer, die kreative Künste studierten, hätten sogar langfristig sogar Einbußen, während Männer, die Medizin oder Wirtschaftswissenschaften studierten, eine durchschnittliche Rendite von mehr als einer halben Million Pfund bekämen.
In der britischen Diskussion wurde Sunak mehrfach vorgeworfen, den Universitäten vorsätzlich den Geldhahn zuzudrehen. Bei einem Treffen mit konservativen Parteikollegen nahe Manchester soll der 43jährige seine Sparpolitik vergangenes Jahr mit den Worten begründet haben, daß „die Unis sowieso zum Großteil mit Leuten voll sind, die nicht konservativ wählen“. (fw)