LESBOS. Die griechische Staatsanwaltschaft hat am Dienstag den Prozeß gegen 24 Mitglieder der selbsternannten Migranten-Hilfsorganisation „Emergency Response Center International“ wieder aufgenommen. Den Beschuldigten wird Menschenschmuggel, Spionage, Geldwäsche sowie die Gründung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Kalimera aus #Lesbos! In diesem Gebäude beginnt gleich der erste Prozess gegen Sarah Mardini, Sean Binder und 22 weitere ehemalige Flüchtlingshelfer. Ihnen wird u.a. Spionage und Beihilfe zur illegalen Einreise vorgeworfen. pic.twitter.com/MUz63OGUCK
— Verena Schälter (@ScherenaVaelter) January 10, 2023
Die griechischen Behörden gehen davon aus, daß die Organisation illegalen Einwanderern systematisch bei der Einreise auf griechischen Boden geholfen habe. Die selbsternannten Flüchtlingshelfer hätten widerrechtlich Funkkanäle der griechischen Küstenwache abgehört, sowie einen Jeep mit gefälschtem Militärkennzeichen gefahren.
Angeklagten droht lange Haftstrafe
Die prominenteste Angeklagte ist die 27jährige Sarah Mardini. Sie wuchs mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Yusra in Damaskus auf, floh 2015 vor dem syrischen Bürgerkrieg in die Türkei. Von dort aus wollte sie weiter auf die griechische Insel Lesbos. Als der Motor ihres Schlauchboots auf dem Meer ausfiel, sprangen die beiden Wettkampfschwimmerinnen Sarah und Yusra über Bord und zogen das Boot mit 18 Passagieren an Land.
Die Schwestern leben inzwischen in Berlin und haben unter anderem 2018 den Bambi-Preis in der Kategorie „Stille Helden“ erhalten. Ihre Lebensgeschichten wurden von der Streaming-Plattform „Netflix“ verfilmt.
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Sarah Mardini arbeitete seitdem in der sogenannten „Flüchtlingshilfe“, sie wurde im August 2018 am Flughafen Lesbos festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Weil die griechische Justiz ein Einreiseverbot gegen sie verhängt hatte, wird lediglich eine Anwältin im Gericht anwesend sein. Sollte sie schuldig gesprochen werden, könnte der „Flüchtlingshelferin“ eine langjährige Haftstrafe drohen. (st)