ANKARA. Nach Auszählung von 99 Prozent der inländischen Wahlzettel sowie 37 Prozent der abgegebenen Stimmen im Ausland liegt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan deutlich vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. 49,3 Prozent der Türken wählten demnach den Amtsinhaber. Der Kandidat eines aus sechs Oppositionsparteien bestehenden Bündnisses erreicht 44,8 Prozent.

Stärker als vorhergesagt schnitt auch der dritte Bewerber, der Nationalist Sinan Ogan, ab. Er erhielt 5,3 Prozent. Sollte es zu einer Stichwahl kommen und Erdogan nicht doch noch auf den letzten Metern mit Hilfe der Auslandstürken die 50-Prozent-Marke knacken, werden Ogans Wähler das Zünglein an der Waage sein, wer die Türkei in den kommenden vier Jahren regiert.

Ruft Ogan zur Abwahl Erdogans auf?

Sollte Ogan seine Anhänger zur Wahl Kilicdaroglus aufrufen, könnte dies jedoch die kurdischen Wähler abschrecken, mutmaßen Beobachter. Denn der Politiker gilt als strikter Gegner jeder Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden.

Trotz des enttäuschenden Ergebnisses für die Opposition – Umfragen hatten ihren Kandidaten vor Erdogan gesehen – gibt sich Kilicdaroglu siegessicher. „Wir werden die zweite Runde unbedingt gewinnen“, sagte er. „Der Wille in der Gesellschaft zur Veränderung ist höher als 50 Prozent“, fügte er hinzu.

Die Wahlbeteiligung in der Türkei lag bei 88 Prozent, die 3,4 Millionen Auslandstürken nahmen zu 52 Prozent an der Abstimmung teil. (fh)