WASHINGTON. US-Präsident Joe Biden hat die die republikanischen Repräsentanten des Abgeordnetenhauses wegen ihrer Zusammenarbeit mit dem Fox News Moderator Tucker Carlson scharf kritisiert. Der Republikaner Kevin McCarthy hatte Carlson 41.000 Stunden Videomaterial über die Unruhen vom 6. Januar 2021 zur Verfügung gestellt. In seiner Sendung hatte Carlson geäußert, die Aufnahmen des Kapitol-Sturms würden „weder einen Aufstand noch einen Aufruhr“ zeigen. Nur ein „kleiner Prozentsatz“ der Demonstranten sei gewalttätig gewesen.
„Die überwältigende Mehrheit“ habe sich hingegen friedlich verhalten, sagte der Fox News Moderator. Die von Tucker gezeigten Ausschnitte zeigten, wie sich mehrere der Protestierenden gewaltfrei durch das Kapitol bewegten. Teilweise werden sie dabei von Polizisten begleitet. Der Fox News-Moderator wiederholte zu dem seine zuvor getätigte Aussage, die US-Wahl im Jahr 2020 wäre zugunsten der Demokratischen Partei manipuliert worden.
Biden: „Wie kann es jemand wagen“
Er hoffe, die Abgeordneten der Republikaner würden „Scham empfinden“, schrieb Biden gestern auf Twitter. Mehr als „140 Polizisten“ seien am 6. Januar verletzt worden. „Wie kann es jemand wagen, die Hölle, durch die sie gegangen sind, kleinzureden oder zu leugnen?“ Die Republikanische Partei, betonte Biden, unterminiere mit ihrer Aktion die Polizei.
Auch der Chef der Kapitol-Polizei, Thomas Manger, hatte die Berichterstattung von Fox-News als „beleidigend“ und „irreführend“ bezeichnet. Es seien bewußt „ruhigere Momente herausgepickt“ worden. Carlsons Kommentar habe den Kontext von „Chaos und Gewalt“ ignoriert, welcher „vor oder während dieser weniger angespannten Momente“ geherrscht habe, zitierte CNN Manger aus einem internen Dokument.
More than 140 officers were injured on Jan 6.
I’ve said before: How dare anyone diminish or deny the hell they went through?
I stand with the @CapitolPolice.
I hope House Republicans feel ashamed for what was done to undermine our law enforcement. https://t.co/pES1zApH9Y
— President Biden (@POTUS) March 8, 2023
Streit tobt innerhalb von Fox
Auch innerhalb des konservativen und den Republikanern nahestehenden Fernsehsenders Fox News gibt es offenbar seit mehreren Jahren Auseinandersetzungen. So unterstützt der Sender die Anschuldigungen des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, bei der US-Wahl im Jahre 2020 sei von Seiten der Demokraten betrogen worden.
Dabei glaubt der Gründer und Besitzer des Medienunternehmens, Rupert Murdoch, diese Vorwürfe offenbar selbst nicht. Nachdem verschiedene Moderatoren von Fox-News der Firma „Dominion Voting Systems“ vorgeworfen hatte, sie hätte mit ihrer Wahlsoftware an dem angeblichen Betrug mitgewirkt, klagte die Firma und gewann.
Die Sorge, Trump zu verärgern
Vor Gericht sagte Murdoch aus, er habe gewußt, daß die Anschuldigungen gegen „Dominion Voting Systems“ falsch gewesen seien. Trump habe „eine sehr große Gefolgschaft“, die den „Großteil der Zuschauer von Fox News“ stelle. Es wäre daher „dumm“ gewesen, die Anschuldigungen Trumps nicht aufzugreifen.
Im Zusammenhang mit der Gerichtsverhandlung wurde auch bekannt, daß Murdoch in internen Mails die Sorge ausgedrückt hatte, Trump zu „verärgern“, sollte der Nachrichtensender seine Anschuldigungen nicht aufgreifen. Ebenso bezeichnete ein leitender Angestellter des Medienkonzerns, David Clark, Carlsons Sendung als unglaubwürdig. (lb)