WARSCHAU. In ein nahe der Grenze zur Ukraine gelegenes polnisches Dorf sei am Dienstagabend eine russische Rakete eingeschlagen. Das sagte die Regierung des Landes. Dabei sollen zwei Menschen gestorben sein. In dem seit neun Monaten andauernden Krieg Rußlands gegen die Ukraine wäre somit erstmals NATO-Gebiet bombardiert worden.
Rußland dementierte dies umgehend und nannte den Vorfall eine „Provokation“. Es seien keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen worden. Auch die in polnischen Medien verbreiteten Fotos angeblicher Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun.
Biden: Rakete nicht aus Rußland abgefeuert
Auch nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden ist die Rakete vermutlich nicht aus Rußland abgefeuert worden. Dies sei nach den derzeit vorliegenden Informationen „unwahrscheinlich“.
Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hatte sofort den Sicherheitsrat seines Landes zusammengerufen. Auch im ebenfalls an die Ukraine grenzenden NATO-Staat Ungarn traf sich der Sicherheitsrat. Polen hat inzwischen einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt.
NATO reagiert äußerst zurückhaltend
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte vor voreiligen Reaktionen: „Wichtig ist, daß alle Tatsachen festgestellt werden“, schrieb Stoltenberg nach einem Telefonat mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda auf Twitter. „Die NATO beobachtet die Situation, und die Bündnispartner stimmen sich eng ab.“
Lediglich von einer „Explosion in Polen“ sprach Stoltenberg. Die Wörter „Raketen“ und „Rußland“ benutzte er nicht. Auch auf die Forderung des ukrainischen Außenministers, Dmytro Kuleba, nach einem „sofortigen“ NATO-Gipfel ging der Generalsekretär nicht ein. Dem Militärbündnis gehört das Land nicht an. (fh)
BREAKING:
2 Russian stray missiles have just hit a farm in Przewodów on the Polish side of the Polish-Ukrainian border, killing 2 Poles.
Polish PM Morawiecki & President Duda have summoned a crisis meeting of the National Security Bureau.
NATO article 5? pic.twitter.com/sDSoGMO6xP
— Visegrád 24 (@visegrad24) November 15, 2022