KIEW. Erneut hat eine schwere Explosion die von Rußland besetzte Krim-Halbinsel erschüttert. Russische Behörden teilten mit, im Norden der Krim sei ein Munitionsdepot detoniert, dabei habe es zwei Verletzte gegeben. Videos aus den sozialen Medien sollen den Vorfall zeigen.
#Crimea this morning. 😳
Possibly railroad terminals filled with Russian military ammunition, etc. pic.twitter.com/9WmMQ1VaA7— Igor Sushko (@igorsushko) August 16, 2022
Der Krim-Verwaltungschef Sergej Aksjonow ließ über Telegram verlauten, zu den Gründen für die Explosion müsse sich das russische Verteidigungsministerium äußern. Er führte aus: „Es läuft eine Evakuierung, für die Sicherheit der Bewohner wird eine fünf Kilometer große Sicherheitszone gebildet.“ Laut weiterer Behördenangaben sei es in einem Dorf zur Detonation auf dem Gelände eines Bauernhofes gekommen, wo russische Truppen Munition lagerten.
Erst vergangene Woche hatten Explosionen auf einem russischen Stützpunkt mehrere Kampfflugzeuge zerstört. Spekulationen halten an, ob es durch einen Unfall, einen ukrainischen Raketenangriff oder eine Geheimdienstoperation Kiews dazu kam.
Getreidelieferungen verlassen Ukraine
Rußlands Schwarzmeerflotte ist laut dem britischen Verteidigungsministerium nach einem halben Jahr Krieg gegen die Ukraine geschwächt. Sie patrouilliere nur noch in Sichtweite der Krimküste und verhalte sich defensiv, heißt es in einem Bericht der Briten. Das liege auch im Verlust des Flaggschiffs Moskva und des Großteils der Marineflieger.
(1/4) The surface vessels of Russia’s Black Sea Fleet continue to pursue an extremely defensive posture, with patrols generally limited to waters within sight of the Crimean coast.
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) August 16, 2022
Zwar bemühe sich die Schwarzmeerflotte weiter darum, mit Langstrecken-Marschflugkörpern die russischen Bodentruppen zu unterstützen. Sie habe jedoch Schwierigkeiten damit, die See zu kontrollieren. Derzeit sei die Bedrohung für die ukrainische Hafenstadt Odessa durch eine russische Landungsaktion weitgehend neutralisiert.
Unterdessen gehen die Getreidelieferungen aus der Ukraine auf dem Seeweg weiter. Wie das ukrainische Infrastrukturministerium verkündete, haben seit Beginn der Vereinbarung über die Wiederaufnahme der Exporte bereits 17 Schiffe mit insgesamt 475.000 Tonnen Landwirtschaftsgütern die Häfen verlassen.
Rußland hält Atomwaffeneinsatz derzeit für nicht notwendig
Angesichts der anhaltenden Kämpfe um das Atomkraftwerk Saporischschja forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Moskau wiederholt auf, seine Truppen von dem Gelände abzuziehen. „Jeder radioaktive Zwischenfall im Atomkraftwerk Saporischschja könnte auch zu einem Schlag gegen die Staaten der Europäischen Union und gegen die Türkei und gegen Georgien und gegen die Staaten weiter entfernter Regionen werden“, warnte er in seiner Videobotschaft vom Montag abend.
Rußlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hält einen Atomwaffeneinsatz gegen die Ukraine derzeit nicht für nötig. Während seiner Rede bei einer Sicherheitskonferenz in Moskau sagte er weiter, daß die USA und Großbritannien die Einsätze ukrainischer Truppen koordinierten.
Der russische Präsident Wladimir Putin warf während seiner Begrüßungsrede den westlichen Staaten vor, ein „Nato-ähnliches-System“ im asiatisch-pazifischen Raum aufbauen zu wollen. Mit Blick auf den Taiwan-Besuch der Präsidentin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach Putin von einer sorgfältig geplanten Provokation. China hatte auf die Reise der US-Politikerin mit scharfer Kritik und Drohungen reagiert. (ag)