ROM/BERLIN. Zahlreiche italienische Städte haben am Donnerstag abend aus Protest gegen steigende Energiepreise ihre Sehenswürdigkeiten in Dunkelheit gehüllt. Die zunehmenden Kosten seien eine Belastung und „bringen Familien und Institutionen in ernsthafte Schwierigkeiten“, begründete beispielsweise Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri (Partito Democratico) im Vorfeld die Aktion.
Künftig sollen jeden Donnerstag zwischen 20 und 20:30 Uhr von Mailand über Rom bis Palermo in Dutzenden Städten Rathäuser und Wahrzeichen in Dunkelheit getaucht werden. Die Initiative ging laut italienischen Medien vom Bürgermeister der Stadt Cento in der norditalienischen Region Emilia-Romagna, Edoardo Accorsi (Partito Democratico), aus.
#LUCISPENTE
Anche il Comune di Norcia ha aderito all'iniziativa promossa da Anci per il caro bollette, spegnendo le luci in Piazza San Benedetto.@comuni_anci @anci_umbria @ANCI_comunicare pic.twitter.com/TKTIgH5J9C— Comune di Norcia (@ComuneNorcia) February 10, 2022
Il caro bollette è diventato insostenibile. Firenze si spegne simbolicamente per 30 minuti per chiedere un aiuto concreto al Governo. #lucispente@comuni_anci @Aliautonomie pic.twitter.com/xYfmIrLADj
— Dario Nardella (@DarioNardella) February 10, 2022
Allein in seiner rund 35.000 Einwohner zählenden Stadt fielen wegen der wachsenen Energiepreise Mehrkosten in Höhe von 450.000 Euro an. Damit stiegen die Ausgaben für Strom und Gas auf fast zwei Millionen Euro. Der italienische Stäte- und Gemeindetag rechnet mit jährlichen Stromausgaben zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden Euro. Italien hatte in den vergangenen Monaten einen stärkeren Wirtschaftsaufschwung erlebt als Deutschland. Weil das Land aber von Erdgas- und Erdöl-Importen abhängig ist, und die Preise dafür rasant gestiegen sind, droht die Entwicklung zu verpuffen.
Inflation in Deutschland bei fast fünf Prozent: Heizölpreise verteuern sich deutlich
Auch in Deutschland hält die Explosion der Energiekosten an. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, legten die Verbraucherpreise im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,9 Prozent zu. Getrieben wurde die Inflation demnach maßgeblich von den Energiepreisen. Diese zogen binnen Jahresfrist um 20,5 Prozent an.
„Binnen Jahresfrist erhöhten sich die Kraftstoffpreise um 24,8 Prozent und die Preise für Haushaltsenergie um 18,3 Prozent“, schrieben die Statistiker. Vor allem leichtes Heizöl verteuerte sich mit einem Plus von fast 52 Prozent deutlich. Auch die Preise für Erdgas (plus 32,2 Prozent) und Strom (plus 11,1 Prozent) stiegen sprunghaft an.
Die steigenden Energiekosten befördern auch die Sorgen der Bevölkerung. Vier von fünf Deutschen fürchten sich wegen der nächsten Heizkostenabrechnung, wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag des Vergleichsportals Verivox ergab. 34 Prozent der Befragten antworteten auf die Frage, ob sie sich deshalb sorgen machen, mit „Ja, sehr“ und weiter 46 Prozent mit „Ja, ein wenig“. (ls)