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Geopolitik: Großmachtsplan: Wie Brasilien seinen Einfluß im Südatlantik ausbaut

Geopolitik: Großmachtsplan: Wie Brasilien seinen Einfluß im Südatlantik ausbaut

Geopolitik: Großmachtsplan: Wie Brasilien seinen Einfluß im Südatlantik ausbaut

Marinesoldaten Brasiliens während eines Manövers: Das Land rüstet zur See auf (Archivbild) Foto: picture alliance/AP Images | Bruna Prado
Marinesoldaten Brasiliens während eines Manövers: Das Land rüstet zur See auf (Archivbild) Foto: picture alliance/AP Images | Bruna Prado
Marinesoldaten Brasiliens während eines Manövers: Das Land rüstet zur See auf (Archivbild) Foto: picture alliance/AP Images | Bruna Prado
Geopolitik
 

Großmachtsplan: Wie Brasilien seinen Einfluß im Südatlantik ausbaut

Daß Brasilien eine Großmacht ist, wird nördlich des Äquators gern übersehen. Doch das Land am Zuckerhut unterstreicht seine hegemonialen Ansprüche im südatlantischen Raum derzeit mit seiner Aufrüstungspolitik. Das dürfte nicht jeder Seefahrernation gefallen.
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„Blauer Amazonas“, so nennt das politische Brasilien seine ausschließliche Wirtschaftszone in den Gewässern des Südatlantik. Tatsächlich erstreckt sich dieses Gebiet über 3.6 Millionen Quadratkilometer und damit über eine Fläche die ungefähr derjenigen des namensgebenden Regenwaldes entspricht. Reich an Biodiversität, Rohstoffen und ergiebigen Fischgründen ist der blaue Amazonas eine der Lebensgrundlagen Brasiliens und seine Küste ist Lebensraum für über neunzig Prozent der 211,8 Millionen Einwohner des Landes.

Konsequenterweise unterhält das Land zum Schutz seiner langen Küsten die zweitgrößte Marine der beiden Amerikas, übertroffen nur von der Weltmacht USA. Deren Absicht, die eigene Präsenz im Atlantik zugunsten des Pazifik zurück zu schrauben, sieht Brasilia nicht erst seit kurzem als Chance, eine eigenständige Einflußsphäre im Südatlantik zu schaffen. Dazu setzt das Land neben einer Aufrüstung zu Wasser und in der Luft auch auf Kultur- und Sprachpolitik.

Denn der Südatlantik, begrenzt durch Afrika auf der östlichen und Südamerika auf der westlichen Seite, war für eine lange Zeit ein quasi portugiesisches Binnenmeer. Über Jahrhunderte entspann sich zwischen Angola, Guinea, Brasilien und dem Mutterland ein lukrativer Dreieckshandel, gesichert durch portugiesische Häfen, etwa auf den Kapverden. Bis heute sprechen über 250 Millionen Menschen in der Region Portugiesisch. Bereits seit der Kolonialzeit ist Brasilien der große kulturelle Treiber der Lusophonie, des portugiesischsprachigen Raumes. So unterhält das Land eine rege diplomatische und kulturelle Zusammenarbeit vor allem mit Angola. Im Jahr 2010 wurde das bestehende Vertragswerk durch eine strategische Partnerschaft ergänzt, die Inselrepublik der Kapverden wird in Brasilien ohnehin als Teil des eigenen Machtbereichs angesehen.

Brasiliens Marine rüstet auf

Diesen Anspruch unterstreicht der südamerikanische Riese auch durch die jüngst begonnene Militärübung Guinex-II. Im Verbund mit afrikanischen Partnern wolle man „die gemeinsame Zusammenarbeit zu Wasser stärken und die Präsenz der brasilianischen Marine in der Region stärken“, wie die Presseabteilung der Streitkräfte im Internet verkündete. Vertreten soll den Anspruch die zugegebenermaßen bereits etwas in die Jahre gekommene Fregatte „União“. Dennoch sehe man die Übung auch als „Schaufenster“ für die eigene Rüstungsindustrie, wie das Verteidigungsministerium auf Nachfrage aus der heimischen Presse zugibt. Denn auch wenn die Fregatte selber nicht zu den neusten Modellen ihrer Gattung zählt, hat die Rüstungsindustrie des Landes deutlich aufgeholt.

Neue Seezielflugkörper aus eigener Produktion etwa oder das Transportflugzeug C-390. Das erfreut sich sogar in Europa einer gewissen Beliebtheit, neben Portugal sollen auch die Luftwaffen aus den Niederlanden und Ungarn die Maschine beziehen. Doch der eigentliche Quantensprung der Rüstung soll zu Wasser erfolgen. Bislang bezog das Land seine Schiffe mehrheitlich von Produzenten der nördlichen Hemisphäre, nun soll das technische Know How nach Süden wandern. Das Nachfolgemodell der „União“, die „Tamandaré“ wird durch Thyssenkrupp Marine Systems in Brasilien hergestellt, der Technologietransfer ist bereits abgeschlossen.

Auch unter Wasser stehen Neuerungen an. Hier wurde französische Technik eingekauft, die zum ersten nuklear betriebenen U-Boot der südlichen Hemisphäre genutzt werden soll. Zu Fragen einer nuklearen Bewaffnung gibt man sich in Brasilien zugeknöpft, offiziell soll an der Nonproliferation nicht gerüttelt werden. Beobachtern zufolge ist das Land aber längst in der Lage, eigene Atomwaffen zu produzieren. Auch Flugzeugträger stehen seit längerem auf der Wunschliste des Landes.

Brasilien könnte sich selbst im Weg stehen

Anders als in anderen Ländern sind Fragen der Rüstung im politischen Brasilien unproblematisch. Parteiübergreifend verfolgen Mandatsträger und Beamte seit Jahren eine Strategie der eigenen Aufwertung, in Umfragen unterstreichen Brasilianer immer wieder ihre Unterstützung für die eigenen Streitkräfte. Daran würde auch ein Wahlsieg des linken Lula nichts ändern.

Dennoch gilt für Brasilien eine Regel die für viele aufstrebende Nationen gilt: Das Land mit allen seinen demographischen, sozialen und kulturellen Bruchlinien ist sein eigener größter Gegner. Nur wenn diese drängenden Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts geklärt werden, kann Brasilien seinen expansiven Kurs beibehalten. Auch die Reaktionen anderer Spieler auf der Weltbühne bleiben noch abzuwarten. Denn tatsächlich ist das gesteigerte Interesse Brasiliens am Südatlantik kein neues Phänomen. Im Zuge der Unabhängigkeit des Landes kam es sowohl in Angola als auch in Brasilien zum Versuch der Gründung einer Konföderation zwischen den beiden Ländern. Ein Vorhaben, dass schnell durch die Weltmacht Großbritannien beendet wurde. London fürchtete eine „südliches Imperium“.

Marinesoldaten Brasiliens während eines Manövers: Das Land rüstet zur See auf (Archivbild) Foto: picture alliance/AP Images | Bruna Prado
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