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Transgender-Ideologie und Cancel-Culture: „Die Hexe ist tot“

Transgender-Ideologie und Cancel-Culture: „Die Hexe ist tot“

Transgender-Ideologie und Cancel-Culture: „Die Hexe ist tot“

Transgender-Protest im Sommer in London: Sich zuspitzende Debatte weiter angeheizt
Transgender-Protest im Sommer in London: Sich zuspitzende Debatte weiter angeheizt
Transgender-Protest im Sommer in London: Sich zuspitzende Debatte weiter angeheizt Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Belinda Jiao
Transgender-Ideologie und Cancel-Culture
 

„Die Hexe ist tot“

Radikale Anhänger der Transgender-Ideologie haben eine prominente englische Professorin zum Rücktritt gedrängt. Doch mit dem Fall Kathleen Stock könnten sie den Bogen überspannt haben.
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Nach einer aggressiven Kampagne radikaler Anhänger der Transgender-Gemeinschaft hat die Philosophieprofessorin Kathleen Stock, die angeblicher „Transphobie“ beschuldigt wurde, ihren Posten an der Universität Sussex aufgegeben. Stock, eine bekannte Feministin, ist eine der prominentesten britischen Kritikerin der Transgender-Theorie, wonach das biologische Geschlecht (Sex) keine Bedeutung besitze und hinter einer selbstgewählten Gender-Identität zurückstehe. Die 49jährige hatte in Büchern und Aufsätzen argumentiert, daß das biologische Geschlecht real sei und nicht einfach gewechselt werden könne.

In den vergangenen Wochen hatten teils vermummte Personen an der Universität nahe Brighton immer aggressiver gegen sie Stimmung gemacht und mit Pyrofeuerwerk und auf Postern im Steckbriefformat ihre Entlassung gefordert. „Stock out“ stand auf Bannern. Ihr wurde daraufhin geraten, zu ihrem eigenen Schutz Bodyguards zu engagieren. „Eine absolut schreckliche Zeit“ habe sie und ihre Familie erlebt, sagte die sichtlich gebrochene Akademikerin, als sie bekanntgab, daß sie die Universität verlassen werde. Ihre Kritiker reagierten auf Instagram mit der Liedzeile „Ding-dong, the witch is dead“ („Die Hexe ist tot“).

Der „Fall Stock“ hat in den britischen Medien in den vergangenen Tagen hohe Wellen geschlagen. Alle nationalen Zeitungen wie auch die BBC haben breit berichtet. Hochschulministerin Michelle Donelan sagte, es sei „absolut beängstigend, daß das toxische Umfeld an der University of Sussex“ es für Professor Stock unmöglich gemacht habe, ihre Position zu behalten. Kein Akademiker solle Angst um seine persönliche Sicherheit haben müssen.

Gefährden „Transfrauen“ Frauen?

Die Universität Sussex hatte sich zwar – anders als einige andere Hochschulen in vergleichbaren Fällen – klar hinter die Professorin und ihre Lehr- und Meinungsfreiheit gestellt, doch war offenkundig der Druck zu groß geworden. Sussex-Kanzler Adam Tickell bedauerte die Entwicklung. Jeder müsse frei von Mobbing und Belästigung arbeiten und lernen können – was für Professor Stock nicht der Fall gewesen sei. Die Trans-Aktivisten behaupten, allein durch ihre kritischen Bemerkungen über die Trans-Theorie gefährde und verneine Stock die Existenz von Transpersonen.

Der Fall hat in Großbritannien die sich zuspitzende Debatte über die Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit durch immer aggressiver auftretende Gruppen von Trans- und anderen Aktivisten weiter angeheizt. Stock gehört wie die Kriminologieprofessorin Jo Phoenix  (Open University) und die Historikerin Selina Todd (Oxford) zu einer Gruppe feministischer Akademikerinnen, die von der Transbewegung bedrängt und systematisch gemobbt werden, weil sie sich dagegen wenden, daß „Transfrauen“ (also biologische Männer, die sich als Frauen bezeichnen) mit biologischen Frauen gleichgestellt werden.

Konkret geht es bei der Kontroverse auch um solche Fragen, ob „Transfrauen“ in Umkleiden oder Duschen für Frauen oder in Frauengefängnisse zugelassen werden. Die Kritikerinnen sagen, Frauen könnten dadurch gefährdet werden. Die britische Innenministerin Priti Patel sorgte in dem Zusammenhang vor kurzem für Schlagzeilen, als sie unterstrich, daß Straftaten von sogenannten Transfrauen nicht als weibliche Straftaten erfaßt werden sollen.

Kritisierte sind bekennende Lesben

Stock und Phoenix, die beide bekennende Lesben sind, kritisieren LGBT-Lobbygruppen wie „Stonewall“ dafür, sie würden den Schutz von lesbischen Frauen den Interessen von „Transfrauen“ unterordnen. Phoenix hat auch schon Urin-Attacken auf ihr Büro aushalten müssen. Sie und die Juraprofessorin Rose Freedman, die ebenfalls als „transphob“ angegriffen wird, wurden von Konferenzen ausgeladen. Es gebe eine verbreitete „Kultur der Angst“ an den Universitäten, sagten sie, nachdem sich die Universität Essex bei ihnen entschuldigte.

Die Cancel-Culture wird zunehmend als Problem und als Gefährdung der Meinungs- und Lehrfreiheit an den Universitäten wahrgenommen. „200 Akademiker berichten von Todesdrohungen und Übergriffen, die Schlacht um die Redefreiheit tobt immer stärker“, titelte die Times Mitte Oktober über einem großen Artikel.

Die Regierung Johnson hat mehrere Initiativen angekündigt, um gegen die Cancel-Culture an den Universitäten vorzugehen. Bislang hat das aber nur wenig gefruchtet. Der jüngste Fall von Kathleen Stock könnte indes ein Wendepunkt sein, weil die aggressiven Trans-Gruppierungen den Bogen überspannt haben. Die Journalistin Sarah Ditum wagte in einem Leitartikel in der Sunday Times die These: „Der Trans-Aktivismus ist auf dem Rückzug. Laßt uns hoffen, dass Professor Stock das letzte Opfer dieser Mobber gewesen ist“. Sie führte mehrere jüngere Entwicklungen auf, um ihre These zu belegen. Nach Jahren der Feigheit wachten mehr und mehr Institutionen auf und setzten sich für die akademische Freiheit ein.

Gegenwind für die Trans-Bewegung

Die Trans-Bewegung erfahre trotz exzessiven Lobbyings in Großbritannien zunehmend Gegenwind, schreibt Ditum. So habe es die wichtigste LGBT-Organisation, „Stonewall“, nicht geschafft, eine Änderung des „Gender Recognition Act“ (Gesetz über die Geschlechts-Anerkennung) herbeizuführen, wonach man seinen amtlichen Geschlechtseintrag durch einfache Anfrage hätte wechseln können.

Und die Transorganisation „Mermaids“ (Meerjungfrauen), die für Geschlechtsumwandlungen bei Kindern und Minderjährigen wirbt, könnten mit dem neuen Gesetz zum Verbot von „Konversionstherapien“ Probleme bekommen, führt Ditum aus. Die für Frauen und Gleichheit zuständige konservative Ministerin Liz Truss wolle zudem den Einsatz von Pubertätsblockern, ein Einstiegsmittel für Geschlechts-Transitionen, bei Minderjährigen stoppen.

Transgender-Protest im Sommer in London: Sich zuspitzende Debatte weiter angeheizt Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Belinda Jiao
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