MARSEILLE. Die Flüchtlingshilfsorganisation SOS Méditerranée hat die Europäische Union aufgefordert, den 572 Migranten von ihrem Rettungsschiff Ocean Viking einen sicheren Ort zu zuweisen. „Wir haben Hunderte von Menschen gerettet, die lieber das Risiko auf sich genommen haben, auf See zu sterben, statt in Libyen zu bleiben. Wir fordern die EU auf, jetzt zumindest zu koordinieren, daß die 572 Geretteten auf unserem Schiff schnell an einem sicheren Ort an Land gehen können“, verlangte ein Mitglied der Schiffsbesatzung am Dienstag.
In weniger als fünf Tagen habe die Mannschaft die Einwanderer aus Seenot gerettet. Unter den Personen an Bord der Ocean Viking befinden sich demnach auch 183 Minderjährige.
Heute Nacht rettete @SOSMedIntl in der lib. SAR-Zone weitere 369 Menschen aus einem Holzboot,das während der gesamten Rettung drohte zu kentern. Die Geretteten wurden bei dem über 5 Std andauernden Einsatz sicher an Bord der #OceanViking gebracht,wo sich nun 572 Menschen befinden pic.twitter.com/oSDvqGtJ96
— SOS MEDITERRANEE GER (@SOSMedGermany) July 5, 2021
SOS Méditerranée warf der libyschen Küstenwache vor, Boote mit Migranten im Mittelmeer abzufangen. Dabei dringe sie auch in die maltesische Rettungszone ein.
Großbritannien will illegale Einwanderung stärker bekämpfen
Die Organisation beklagte zudem, daß Italien das neue Schiff von „Ärzte ohne Grenzen“ festgesetzt habe. Derzeit würden fast alle Such- und Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen an ihren Fahrten im Mittelmeer gehindert.
Unterdessen kündigte die britische Innenministerin Priti Patel (Konservative) eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze an. Angesichts steigender Zahlen von illegalen Migranten im Land, werde die Regierung künftig auf schnellere Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern setzen, schrieb sie auf Twitter.
Today we’re introducing the landmark 𝗕𝗼𝗿𝗱𝗲𝗿𝘀 𝗕𝗶𝗹𝗹 into Parliament.
We’re taking action to deter dangerous and illegal migration to the UK and create a new asylum system that’s fair for those in genuine need.
Firm but fair. #NewPlanForImmigration🇬🇧 pic.twitter.com/ZDUk0G9TaZ
— Priti Patel (@pritipatel) July 6, 2021
Menschenschmugglern drohen demnach lebenslange Haftstrafen und auch das Strafmaß für illegale Einwanderung werde erhöht. Eine Verstärkung des Grenzschutzes solle zudem verhindern, daß Migranten mit kleinen Booten den Ärmelkanal überwinden oder versteckt in Containern ins Land gelangen.
Anfang Juni hatte mit Dänemark bereits ein europäisches Land sein Asylgesetzt geändert. Die Regierung unter der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen will unter anderem Asylbewerber ohne Verfahren außerhalb der EU abschieben. (ag)