OXFORD. Ein Studenten-Ausschuß des Magdalen Colleges der britischen Universität Oxford hat ein Porträt von Queen Elizabeth II. aus einem Aufenthaltsraum der Hochschule entfernt. Als Begründung gaben die Studenten an, daß die Königin „Kolonialismus repräsentiere“, berichtete am Donnerstag die englische Tageszeitung The Sun.
„Die königliche Familie ist in vielen Bereichen des Colleges zu sehen, und man war sich letztendlich einig, daß es eine unnötige Ergänzung für den Gemeinschaftsraum ist“, zitierte das Blatt den Initiator der Aktion, den aus den USA stammenden Studenten Matthew Katzman.
Katzman, der Computerwissenschaften studiere und der Sohn eines bekannten Anwalts aus Maryland in den USA sei, sagte, daß der Gemeinschaftsraum „ein Raum sein soll, in dem sich alle willkommen fühlen“. Das Porträt solle nun durch Kunst von anderen bekannten und inspirierenden Personen ersetzt werden.
„Symbol für das Beste des Vereinigten Königreiches“
Die Entfernung löste scharfe Kritik aus. So nannte der britische Bildungsminister Gavin Williamson das Vorgehen der Studenten auf Twitter „absurd“. Die Queen sei das Staatsoberhaupt und „ein Symbol für das Beste des Vereinigten Königreiches“. Während ihrer langen Herrschaft habe sie unermüdlich daran gearbeitet, die „britischen Werte wie Toleranz, Offenheit und Respekt“ in der ganzen Welt zu fördern.
Oxford University students removing a picture of the Queen is simply absurd. She is the Head of State and a symbol of what is best about the UK. During her long reign she has worked tirelessly to promote British values of tolerance, inclusivity & respect around the world
— Gavin Williamson (@GavinWilliamson) June 8, 2021
Der Kanzler der Universität, Chris Patten, reagierte ebenfalls verärgert, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. „Die Meinungsfreiheit ermöglicht es sogar intelligenten Menschen, beleidigend und unausstehlich ignorant zu sein“, sagte er.
Freie Meinungsäußerung: Collegepräsidentin verteidigt Studenten
Die Präsidentin des Magdalen Colleges, Dinah Rose, erklärte, die Entscheidung der Studenten sei nicht repräsentativ für das Institut. Dennoch verteidige sie das Recht der Studenten auf „freie Meinungsäußerung und politische Debatten“. „Student zu sein, bedeutet mehr als nur zu studieren.“ Es gehe darum, verschiedene Ideen zu erforschen und zu debattieren. „Manchmal geht es auch darum, die ältere Generation zu provozieren“, sagte sie.
Im Juni 2020 versenkten Demonstranten bei „Black Lives Matter“-Protesten im englischen Bristol die Statue des Abgeordneten und Sklavenhändlers Edward Colston im Hafenbecken.
Der Kolonialismusvorwurf hat sich parallel zur Rassismusdebatte in den vergangenen Monaten aufgeheizt. So nahmen Kritiker die Rolle des Reichskanzlers Otto von Bismarck in der deutschen Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts verstärkt in den Fokus. Aktuell wird über den Umgang mit einem Denkmal von Bismarck gestritten, daß im Alten Elbpark in Hamburg steht und derzeit saniert wird. (hl)