WINDHUK. Ein Häuptlings-Verband der afrikanischen Volksgruppen der Herero und Nama hat die von Deutschland angebotene Entschädigung für die Aufstandsniederschlagung im heutigen Namibia vor rund 100 Jahren abgelehnt. Die von der Bundesregierung angebotene Summe in Höhe von 1,1 Milliarden Euro sei in den Augen der Häuptlinge „inakzeptabel“ und „eine schockierende Offenbarung“, betonten Vertreter der von der namibischen Regierung anerkannten Organisation laut der Nachrichtenagentur dpa.
Die Anerkennung der Vorkommnisse als Völkermord durch Berlin werde zwar positiv aufgenommen, aber die geplanten Zahlungen über einen Zeitraum von 30 Jahren seien ein „Affront gegen unsere Existenz“, äußerten die Häuptlinge. Sie nannten das Milliardenangebot einen beleidigenden Betrag. Die Reparationsfrage müsse nochmal verhandelt werden.
Aufstand der Herero und Nama scheiterte
Das vergangene Woche geschlossene Abkommen der Bundesregierung mit Namibia hatte die Ovaherero Traditional Authority zuvor bereits als PR-Coup Deutschlands und einen Betrug der namibischen Regierung genannt.
Deutschland hatte die Niederschlagung der Aufstände der Herero und Nama in den damaligen Kolonien des Deutschen Reiches als Völkermord anerkannt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kündigte an, das afrikanische Land solle „als Geste der Anerkennung des unermeßlichen Leids“ mit einem Programm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zum Wiederaufbau und zur Entwicklung unterstützt werden. Daraus würden sich allerdings keine rechtlichen Ansprüche auf Entschädigungen ableiten.
Vor dem Ersten Weltkrieg besaß das Deutsche Reich in Afrika die Kolonien Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Togo und Kamerun. In Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia, schlugen Kolonialtruppen zwischen 1904 und 1908 Aufstände der Herero und Nama nieder. Laut Schätzungen kamen dabei 50.000 bis 70.000 Angehörige der Volksgruppen ums Leben. (ag)