SEATTLE. Ein Netzwerk aus konservativen Stiftungen und Anwaltskanzleien in den USA hat angekündigt, „einen unerbittlichen Rechtsstreit“ gegen die Etablierung der „Critical Race Theory“ (CRT) in amerikanischen Institutionen zu führen. Der Aufruf sei als Antwort auf eine am Mittwoch unterzeichnete Exekutivanordnung Joe Bidens zu verstehen, die eine Maßnahme Donald Trumps zur Eindämmung der „Critial Race Theory“ rückgängig gemacht hat.
Im September 2020 hatte Trump beschlossen, in den USA „keine rassischen oder geschlechtlichen Stereotypen oder Sündenböcke zu fördern“, und verbot Bundesbehörden, ihren Mitarbeitern die „Critical Race Theory“ in sogenannten „Diversity“-Schulungen am Arbeitsplatz nahezubringen. In diesem Zusammenhang hatte Trump auch von „anti-amerikanischer Propaganda“ gesprochen.
Today, President Biden doubled-down on critical race theory in the federal government.
In response, I am announcing a new coalition of legal foundations and private attorneys that will wage relentless legal warfare against race theory in America’s institutions.
The fight is on. pic.twitter.com/JZJYpjla1k
— Christopher F. Rufo ⚔️ (@realchrisrufo) January 20, 2021
Die „kritische Rassentheorie“ sei eine große Bedrohung für die US-amerikanische Gesellschaft, heißt es nun in einer Stellungnahme des konservativen Dokumentarfilmers Christopher F. Rufo, der federführend an der Aktion gegen die CRT beteiligt ist. Die Ideologie trenne die Bürger nach Rassen und laufe auf eine Art „Segregation“ hinaus – „alles unter der falschen Behauptung einer sozialen Gerechtigkeit“, schreibt Rufo. CRT-Ausbildungsprogramme seien mittlerweile nicht nur in Universitäten, sondern auch in Bundesbehörden oder größeren Konzernen üblich, „wo die Ideologie durch sektenartige Indoktrination, Einschüchterung und Schikane vorangetrieben wird“. Ziel des Netzwerks sei es, eine Beschwerde vor den Obersten Gerichtshof der USA zu bringen und die kritische Rassentheorie „aus dem amerikanischen Leben zu beseitigen“. Bislang seien bereits drei Klagen gegen öffentliche Einrichtungen auf den Weg gebracht worden.
Die „Critical Race Theory“ geht von einer „strukturell rassistischen Gesellschaft“ aus
Die von Biden unterzeichnete Order hebt nicht nur das Verbot von „Diversity-Trainings“ in Bundesbehörden auf. Das Weiße Haus nannte es eine „regierungsweite Initiative zur Förderung der Rassengleichheit“. Es weist alle Bundesbehörden an, eine interne Überprüfung durchzuführen und Pläne zu entwickeln, um „ungleiche Hindernisse für Chancen in den Richtlinien und Programmen der Behörden zu beseitigen“. Die Überprüfung soll auch die Chancengleichheit in Bezug auf sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, religiöse Minderheiten und Menschen mit Behinderungen sicherstellen. In Bidens Kabinett gilt die neue stellvertretende Bildungsministerin Cindy Marten als Anhängerin der CRT.
Die „kritische Rassentheorie“ geht von einer „strukturell rassistischen Gesellschaft“ in westlichen Ländern aus. Unter dem Begriff versammeln sich „Aktivisten und Wissenschaftler, die sich mit der Untersuchung und Veränderung der Beziehung zwischen Rasse, Rassismus und Macht beschäftigen“, schreibt Richard Delgado, der an der University of Alabama School of Law einen Lehrstuhl für „Critical Race Theory“ innehat. Die Autorin Robin DiAngelo spricht davon, daß „aktiver Antirassismus“ eine „lebenslange Verpflichtung“ und ein „fortlaufender Prozeß“ sei. Weiße Personen seien kaum in der Lage, ihre Privilegien und das System „weißer Vorherrschaft“ anzuerkennen. (ha)