MADRID. Der Gründer der spanischen Flüchtlingshilfsorganisation „Open Arms“, Òscar Camps, hat Vorwürfe zurückgewiesen, private Seenotretter würden Migranten aufs offene Meer locken. „Das ist völlig absurd. Das zentrale Mittelmeer, wo die Open Arms unterwegs ist, hat eine Fläche etwa so groß wie Deutschland. Können Sie sich vorstellen, wie wahrscheinlich es da ist, daß unser Schiff auf ein Flüchtlingsboot trifft“, sagte Òscar der Süddeutschen Zeitung.
„Wer behauptet, die Flüchtlinge würden nur auf uns warten, war noch nie auf offener See.“ Die meisten Boote kämen auf der italienischen Insel Lampedusa an, ohne daß „Open Arms“ Kenntnis davon habe. Die Open Arms hatte vor kurzem rund 260 Migranten nach Italien gebracht. Diese befinden sich derzeit auf einem Quarantäneschiff. Weil nun auch die Besatzung im sizilianischen Agrigent in Isolation sei, gebe es aktuell kein privates Flüchtlingshilfsschiff im Mittelmeer. Die Sea-Watch 4 und andere werden derzeit von italienischen Behörden festgesetzt.
Schlepper gab an, mit „Sea-Watch“ in Kontakt zu stehen
Im vergangenen Jahr berichtete ein Schlepper italienischen Journalisten, daß seine Gruppierung in Kontakt mit „Sea-Watch“ stehe. Demnach würden Schlepper auch die Orte kennen, an denen sich Schiffe solcher Vereine warteten. Falls es Probleme gebe, würden sie mit den Hilfsorganisationen Kontakt aufnehmen. Der frühere italienische Innenminister Matteo Salvini (Lega) hatte die Seenotrettungsvereine als „stellvertretende Schlepper“ bezeichnet.
Eine Studie von Forschern der Universitäten Turin, Cagliari und Houston war Ende 2019 zu dem Ergebnis gekommen, daß sich durch den Einsatz privater Schiffe die Überfahrten verbilligen und die Nachfrage erhöhen würden. Außerdem erleichtere er die Arbeit der Schlepper. Sie verwendeten statt seetüchtigen Holzbooten billigere chinesische Schlauchboote mit schwachen Außenbordmotoren. (ls)