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Migrationskrise: Feuer nahe Asylcamp auf Samos: Griechische Politiker warnen vor „Moria-Taktik“

Migrationskrise: Feuer nahe Asylcamp auf Samos: Griechische Politiker warnen vor „Moria-Taktik“

Migrationskrise: Feuer nahe Asylcamp auf Samos: Griechische Politiker warnen vor „Moria-Taktik“

Asylcamp Vathy auf Samos
Asylcamp Vathy auf Samos
Asylcamp Vathy auf griechischer Insel Samos Foto: picture alliance/Michael Bunel / Le Pictorium/MAXPPP/dpa
Migrationskrise
 

Feuer nahe Asylcamp auf Samos: Griechische Politiker warnen vor „Moria-Taktik“

Eine Woche nach der Brandstiftung im griechischen Aufnahmelager Moria ist auch auf der Insel Samos nahe eines weiteren Flüchtlingscamps ein Feuer ausgebrochen. Griechische Politiker warnen vor der „Moria-Taktik“, wonach Migranten auch andere Aufnahmelager anzünden könnten, um auf das Festland oder nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen.
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ATHEN. Eine Woche nach der Brandstiftung im griechischen Aufnahmelager Moria ist auch auf der Insel Samos nahe Kurz über Moria-Migranten: „Werden deutschem Weg nicht folgen“ ein Feuer ausgebrochen. „Es brennt am Rande des Registrierzentrums“, sagte der Bürgermeister des Ortes Vathy, Giorgos Stantzos,der Deutschen Presseagentur am Dienstag abend. „Noch brennen keine Zelte, aber ich bin besorgt.“

Internationalen Nachrichtenagenturen zufolge meldeten lokale Radiosender wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers, daß es unter Kontrolle gebracht sei. Der Wind habe es weg vom Lager einen Berg hinauf getrieben.

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Mehrere Männer festgenommen

Die Polizei nahm mehrere Männer wegen des Verdachts der Brandstiftung fest, berichtete demnach der Radiosender Thema 104.6. Um wen es sich bei den Verdächtigen konkret handelte und welche Motive sie verfolgten, war jedoch zu nächst unklar.

In dem Aufnahmelager in Vathy auf der Insel Samos leben griechischen Behörden zufolge rund 4.600 Migranten, was das Siebenfache von dem sei, wofür es ausgelegt worden war. Am Dienstag waren in dem Camp zwei Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden.

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Ähnliches geschah vergangene Woche im größten der fünf Aufnahmelager auf den ägäischen Inseln. In Moria auf der Insel Lesbos war bei mehrere Migranten das Coronavirus nachgewiesen worden, woraufhin die Behörden das Camp unter Quarantäne stellte. Daraufhin hatten Lagerbewohner an mehreren Stellen Feuer gelegt. Das Camp brannte fast vollständig ab.

Griechische Politiker warnen vor „Moria-Taktik“

Griechische Politiker warnten seitdem vor der „Moria-Taktik“, wonach Migranten ihre Aufnahmelager auch auf den Inseln Samos, Chios, Leros und Kos anzünden könnten, um auf das Festland oder nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen.

Der griechische Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis hatte am Montag mit Blick auf Forderungen nach einer Aufnahme in andere EU-Länder verdeutlicht: „Es besteht kein Zweifel, daß Moria von einigen hyperaktiven Flüchtlingen und Migranten verbrannt wurde, die die Regierung erpressen wollten, indem sie Moria niederbrannten und ihre sofortige Umsiedlung von der Insel forderten.“

Knaus: Griechische Regierung setzt auf Abschreckung

Der Leiter der Denkfabrik Europäische Stabilitätsinitiative, Gerald Knaus, vermutet gegenüber der Welt hinter solchen Äußerungen vor allem Abschreckung: „Die griechische Regierung hat Angst davor, daß jetzt, wo es keine Einigung mehr mit der Türkei gibt, die türkische Regierung sehr, sehr viel mehr Migranten auf die griechischen Inseln schicken würde, wenn die Menschen aus Moria evakuiert werden würden.“

Knaus, der als Vordenker des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei gilt, forderte, die EU müsse sich nun entscheiden: „Entweder sie akzeptiert, daß es unwürdig ist, Menschen in solch schrecklichen Bedingungen leben zu lassen und sie als Abschreckung zu mißbrauchen.“ Dann müsse neu verhandelt werden. „Oder die Politik akzeptiert, daß die fürchterlichen Zustände, in denen Migranten auf den griechischen Inseln leben müssen, als Abschreckung dienen sollen. Damit würde die EU aber offen zeigen, daß sie die Menschenrechtsabkommen nicht mehr einhält.“

Bundesregierung nimmt Tausende Moria-Migranten auf

Die Bundesregierung hatte am Dienstag zugesagt, in einer ersten Phase mehr als 1.500 Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen. Regierungssprecher Steffen Seibert teilte mit, Deutschland werde 408 Familien aufnehme, die bereits durch Griechenland als Schutzberechtigte anerkannt worden seien. Es gehe um 1.525 Migranten. Hinzu kommen nach Angaben Seiberts noch 150 minderjährige Asylsuchende, deren Aufnahme Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bereits am Freitag zugesagt hatte. 53 unbegleitete, minderjährige Migranten seien bereits nach Deutschland geholt worden.

„Die Aufnahme von 243 behandlungsbedürftigen Kindern sowie ihren Kernfamilien ist bereits in der Umsetzung. Dies betrifft insgesamt voraussichtlich mindestens 1.000 Personen, von denen mehr als 500 schon in Deutschland sind. Die Gesamtzahl der Menschen, die Deutschland von den griechischen Inseln übernimmt, beläuft sich dementsprechend auf etwa 2.750 Personen.“

Doch darin erschöpft sich der Aufnahmewille der Bundesregierung noch nicht. Für die übrigen Migranten von Lesbos strebe die Regierung „eine weitergehende europäische Lösung mit anderen aufnahmebereiten Mitgliedsstaaten“ an. Dabei „würde sich Deutschland zusätzlich in einem angemessenen Umfang entsprechend der Größe unseres Landes beteiligen“, sagte Seibert. (ls)

Asylcamp Vathy auf griechischer Insel Samos Foto: picture alliance/Michael Bunel / Le Pictorium/MAXPPP/dpa
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