LONDON. Boris Johnson wird der nächste Premierminister Großbritanniens. In einer Befragung sprachen sich 66 Prozent der Mitglieder der Konservativen Partei für den ehemaligen Londoner Bürgermeister als neuen Parteichef aus. Sein Konkurrent Jeremy Hunt, der bis zuletzt Außenminister im Kabinett von Theresa May war, erhielt 34 Prozent der Stimmen.
Über 87 Prozent der Parteimitglieder beteiligten sich an der Abstimmung. Der Vorsitzende der stärksten Partei im Unterhaus ist üblicherweise automatisch Premierminister.
EU-Austritt am 31. Oktober
Derzeit regieren die Tories in Westminster in einer Koalition mit der nordirischen DUP. Johnson hatte in seiner Bewerbung um das Amt versprochen, daß das Vereinigte Königreich spätestens zum 31. Oktober die EU verlassen wird. Ursprünglich war der für den Austritt vorgesehene Termin der 29. März. Johnson will das Staatenbündnis im Oktober notfalls auch ohne ein Abkommen mit der EU verlassen.
Den von seiner Vorgängerin May ausgehandelten Deal mit Brüssel lehnt Johnson ab und trat deswegen auch im Juli 2018 als Außenminister zurück. In seiner Siegesrede am Dienstag beschwor Johnson einen neuen Geist des „Machenkönnens“.
Als seine Hauptaufgabe bezeichnete er es, den Brexit über die Bühne zu bringen und Labour-Parteichef Jeremy Corbyn als Premierminister zu verhindern. Am morgigen Mittwoch wird Johnson nach einem Besuch bei Königin Elizabeth II. sein Amt antreten und seinen Amtssitz in der Downing Street beziehen.
Knappe Mehrheit im Unterhaus
Beobachter sagen Johnson eine schwere Amtszeit voraus. Zahlreiche dem moderaten Flügel seiner Partei zuzurechnende Abgeordnete haben bereits angekündigt, ihm die Gefolgschaft zu verweigern. Zusammen mit der DUP verfügen die Tories über eine knappe Mehrheit von drei Sitzen im 650 Parlamentarier zählenden Unterhaus. Analysten sprechen bereits von möglichen Neuwahlen schon in den kommenden Monaten. (tb)