BERLIN. SPD-Chefin Andrea Nahles hat angesichts der Währungskrise der Türkei deutsche Wirtschaftshilfen ins Gespräch gebracht. So sei eine Situation denkbar, in der Deutschland helfen müsse, „unabhängig von der politischen Auseinandersetzung mit Präsident Erdogan“, sagte die Sozialdemokratin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Weiter gab Nahles zu Bedenken: „Die Türkei ist ein Nato-Partner, der uns nicht egal sein kann. Es ist in unser aller Interesse, daß die Türkei wirtschaftlich stabil bleibt.“ Die SPD-Chefin betonte, der für September geplanten Staatsbesuch Erdogans in Deutschland sei richtig und die Bundesregierung müsse mit dem Land „auf allen Ebenen im Gespräch bleiben“.
Kritik kommt von FDP und Grünen
Die Äußerungen von Nahles lösten teils heftige Ablehnung aus. FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff nannte sie „naiv und deplatziert“. Durch Wirtschaftshilfen für die Türkei stärke man nur das System Erdogan, kritisierte er gegenüber der Welt.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sprach sich laut Augsburger Allgemeinen gegen wirtschaftliche Unterstützung für das Land aus. „Wer wie Erdogan weiter politische Gegner und Journalisten ins Gefängnis sperren läßt und nichts auf Meinungsfreiheit und Menschenrechte gibt, der verhindert selbst, daß Vertrauen in die Wirtschaft zurückkommt und eine politische Annäherung möglich ist.“
AfD plädiert für Gespräche mit Amerikanern
Der außenpolitische Sprecher der AfD, Armin-Paulus Hampel, mahnte zur Besonnenheit. Zwar sei die Diskussion über Wirtschaftshilfen „völlig verfrüht“. Er halte aber auch die „Repressionspolitik“ von US-Präsident Donald Trump gegen die Türkei für falsch. Er plädierte dafür, das Gespräch mit den Amerikanern zu suchen.
Die türkische Währung Lira hat in den vergangenen Monaten an Wert verloren. Die Auseinandersetzung mit den USA um die Inhaftierung des amerikanischen Pastors Andrew Brunson hat die Situation weiter verschärft. Deswegen verhängte die US-Regierung Strafzölle gegen türkische Produkte. (ag)