PARIS. Frankreichs Juden werden immer häufiger zur Zielscheibe von antisemitischen Angriffen in ihren eigenen vier Wänden. 2015 sei die höchste Zahl judenfeindlicher Delikte in Frankreich verzeichnet worden, sagte der Antisemitismusbeauftragte der französischen Regierung, Frédéric Potier, der Welt.
Seither sei die Zahl antisemitischer Attacken in Frankreich deutlich zurückgegangen, vor allem weil Synagogen, Gemeindehäuser und Schulen jetzt von Soldaten geschützt werden. Allerdings haben sich die Angriffe nun auf die Privatwohnungen und Privathäuser der rund 500.000 in Frankreich lebenden Juden verlagert. „Es kommt regelmäßig zu Übergriffen, die für Beunruhigung und Angst in der jüdischen Bevölkerung sorgen“, bestätigte Potier.
Täter rief „Allahu Akbar“
Ein Beispiel dafür war der Mord an der Rentnerin Sarah Halimi, der im April vergangenen Jahres Frankreich erschüttert hatte. Die 65jährige wurde in ihrer Wohnung in Paris gequält und schließlich aus dem Fenster geworfen. Täter war ein Staatsbürger aus Mali, der während der Tat „Allahu Akbar“ rief. „Heute kämpfen wir gegen zwei Formen des Antisemitismus: gegen den rechtsradikalen und gegen den linksradikalen Antisemitismus, der den radikalen Islamismus unterstützt und Ereignisse im Nahen Osten mit Problemen hierzulande vermengt“, so die Lageeinschätzung von Potier. In Frankreich leben rund 500.000 Juden.
Auch in Deutschland gab es nach den antisemitischen Demonstrationen moslemischer Randalierer am Brandenburger Tor im Dezember vermehrt Rufe nach einem Antisemitismusbeauftragten, darunter von Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Bereits im Herbst hatte der damalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck die Einrichtung einer entsprechenden Stelle gefordert. (tb)