KOPENHAGEN. Die dänische Regierung hat einen Maßnahmenplan gegen Parallelgesellschaften vorgestellt. Nach dem Willen der Regierung von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen soll damit Ghettobildung und Kriminalität unter Einwanderern begegnet werden. „Wenn Sie hier aufwachsen, haben Sie weniger Chancen im Leben, als wenn Sie woanders aufwachsen“, sagte Løkke Rasmussen bei einer Pressekonferenz in einem betroffenen Kopenhagener Stadtteil am Donnerstag. Seine Forderung: „Die Ghettos müssen weg.“
Um das zu erreichen sollen unter anderem kriminelle Vergehen in manchen Einwanderer-Stadtteilen schärfer bestraft werden als im Rest des Landes. Einwandererfamilien werden künftig gezwungen, ihre Kinder in die Tagesbetreuung zu geben. Schulen dürfen sich demnach künftig ihre Schüler selbst auswählen, was den Migrantenanteil an Problemschulen senken soll.
74.000 Menschen in Parallelgesellschaften
Zudem soll der Zuzug in die ghettoisierten Gebiete stärker von der Regierung reglementiert werden. Einwanderer, die Integrationsleistungen beziehen, dürfen dann nicht mehr dorthin ziehen. Auch der Abriß von Gebäudekomplexen ist Teil des Maßnahmenpakets.
Laut einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Studie leben 74.000 Menschen in dem 5,7 Millionen Einwohner zählenden skandinavischen Land in Parallelgesellschaften. Die Gesetzesverschärfung hatte Løkke Rasmussen bereits in seiner Neujahrsansprache angekündigt. Zuletzt hatte sich auch die Parteichefin der oppositionellen Sozialdemokraten, Mette Frederiksen, hinter eine schärfere Gangart bei der Asyl- und Einwanderungspolitik gestellt. (tb)