CANBERRA. Australische Krankenschwestern laufen Sturm gegen eine neue Arbeitsrichtlinie, die sie verpflichtet, sich zu ihrem „Privileg als Weiße“ zu bekennen. Laut dem seit 1. März gültigen Ethikcode des „Nursing and Midwifery Board“ müssen Krankenschwestern und –pfleger sowie Hebammen sich vor der Behandlung von Ureinwohnern und anderen Minderheiten für ihr Weißsein rechtfertigen und ihre angeblich privilegierte Position in der Gesellschaft anerkennen.
Der Sprecher der Krankenpflegervereinigung von Queensland, Graeme Haycroft, hält die Regelung für „rassistisch“, sagte er dem Sender Sky News Australien. Sie betreffe alle 350.000 Krankenpfleger und Hebammen in ganz Australien. Über 50 Prozent des Krankenpflegepersonals habe sich in einer Umfrage gegen die neue Richtlinie ausgesprochen. „Sie sagen uns: Das ist falsch, tut was dagegen!“
„Kulturelle Sicherheit“
Die Befürworter verweisen hingegen darauf, daß sich Pflegepersonal nicht nur um „klinische Sicherheit“, sondern auch um „kulturelle Sicherheit“ Gedanken machen müsse. Deswegen soll sich laut der Richtliniennovelle Krankenhauspersonal auch darüber Gedanken machen, welche Rolle historische Faktoren wie Kolonisation auf die Gesundheit indigener Patienten hätten. „Damit soll Rassismus auf der persönlichen sowie der institutionellen Ebene entgegengewirkt und Vertrauen in das Gesundheitssystem befördert werden“, heißt es wörtlich in dem neuen Verhaltenskodex.
Der konservative Senator Cory Bernardi kritisierte die Regelung als „Nonsens“ und „eine weitere Form, „seine Tugendhaftigkeit herauszustellen“. Bereits im vergangenen Jahr sorgte eine neue Vorgabe des „Nursing and Midwifery Board“für Wirbel. Damals wurden Pfleger angehalten, aus Gründen des Anti-Diskriminierungsschutzes nicht mehr von „Frauen“, sondern von „Personen“ zu sprechen. (tb)