BONN/ESCHBORN. Deutschland erfreut sich laut einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) großer Beliebtheit im Ausland und dient „als Vorbild in vielen Bereichen“. In der Erhebung mit dem Titel „Deutschland in den Augen der Welt“ hatte die Organisation deutscher Entwicklungspolitik bereits zum zweiten Mal das Ansehen Deutschlands anhand verschiedener Parameter erfaßt. Für die aktuelle Studie wurden 179 Interviews mit Menschen aus 26 Ländern geführt.
Die Interviewpartner schreiben Deutschen vor allem die Sekundärtugenden Ordnung, Disziplin und Pünktlichkeit zu. Diese werden als Grundlage des als erfolgreich angesehenen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells beschrieben. Auch deutsche Produkte und Institutionen sowie das Rechts- , Wirtschafts- und Bildungssystem erscheinen der Mehrheit der Befragten als erfolgreich und modellhaft.
Vor allem der Nahverkehr wird von einem Interviewpartner gelobt: „Der öffentliche Verkehr ist wunderbar organisiert. Alles geht sehr schnell und ist einfach gelöst. Jeder scheint immer das Richtige im richtigen Moment zu tun, das gilt aber nicht nur für das Personal im Zug, auch Kellner und andere Arbeiter tun ihren Job sehr effizient.“
Deutsche gelten als verläßlich und berechenbar
Durch die geschilderten Tugenden erschienen Deutsche im Ausland als verläßlich und berechenbar. Dies schaffe zwischenmenschliches Vertrauen. Allerdings würden Deutsche auch als rigide und unflexibel beschrieben. „Wir Chinesen sagen, die Deutschen haben einen viereckigen Kopf, sie sind zu ordentlich. Ich glaube, wenn alles in Ordnung ist, gibt es keine Lücken, aber man muß diese Lücke haben, um neu zu denken.“ „Es gibt nichts negatives zum Thema Vertrauen zu sagen: Der Deutsche meint, was er sagt und sagt was er denkt“, sagte ein indischer Befragter.
Jedoch wurde auch Kritik geäußert: Deutschland sei sich seiner wichtigen politischen Rolle in der Welt nicht bewußt. „Womöglich agiert Deutschland häufig zurückhaltend, weil es von kollektiver Schuld angesichts der deutschen Geschichte gezeichnet ist“, sagte ein Teilnehmer aus Indien. Doch der Umgang der deutschen Gesellschaft der Vergangenheit des Landes stößt auch auf Kritik: „Die Deutschen tragen ihre Vergangenheit als schweres Gewicht mit sich herum. Sie verstehen es regelrecht als persönlichen Angriff, wenn man Witze über Hitler macht“, hieß es. (fl)