WASHINGTON/BAGDAD. Der amerikanische Präsident Barack Obama denkt über einen Militärschlag gegen radikale Islamisten im Irak nach. „Ich schließe nichts aus“, sagte Obama am Donnerstag. Die Terroristen müßten gestoppt werden, unterstrich der Präsident.
Hintergrund ist der rasante Vormarsch von Kämpfern der Terrororganisation „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (Isis) auf Bagdad. Laut Medienberichten stehen die Truppen nur noch 70 bis 90 Kilometer vor der irakischen Hauptstadt. In den vergangenen Tagen hatten sie weite Teile des Nordwest-Iraks in einer Blitzoffensive unter ihre Kontrolle gebracht, darunter auch die Millionen-Metropole Mossul.
Iran kündigt Hilfe an
Die irakische Armee räumte mehrere Städte, ohne den Islamisten Widerstand zu leisten. Im Norden des Landes haben kurdische Truppen den Vorstoß gestoppt und eine Zusammenarbeit mit der irakischen Zentralregierung verkündet. Auch der Iran kündigte Hilfe für die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad an.
Die Isis-Truppen gehören zur sunnitischen Glaubensströmung im Iran und erhalten nach Angaben von CNN Gelder aus der gesamten Golfregion. In Mossul gelang es ihnen, ein Gebäude der Zentralbank samt einer halben Milliarde Dollar zu erobern. Isis ist auch in Syrien aktiv und liefert sich dort einen Mehrfrontenkrieg gegen syrische Regierungstruppen, säkulare Rebellen und kurdische Verbände. Sie sind dort für hunderte Enthauptungen von Christen und Gefangenen verantwortlich.
Türkei droht mit Eingreifen
Etwa 60 Prozent der Iraker gehören zur schiitischen Glaubensströmung. Knapp 35 Prozent sind Sunniten. Isis-Kommandeure haben bereits mit Terroranschlägen auf Schiiten in dem Land gedroht. Deren Milizen kündigten heftigen Widerstand an.
Unklar ist bisher, ob auch die Türkei militärisch in den Konflikt eingreift. Etwa 50 türkische Konsulatsmitarbeiter wurden in Mossul von Isis-Kämpfern verschleppt. Im Kampf gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad hatte die Regierung in Ankara den Islamisten allerdings immer wieder Unterschlupf gewährt. (ho)