BERLIN. Der Europaabgeordnete und ehemalige Vize-Chef des Front National, Bruno Gollnisch, hält einen Sieg von Parteichefin Marine Le Pen bei der Präsidentenwahl im Mai 2012 für möglich. Die jüngsten Umfragen, die Le Pen sowohl vor Präsident Nicolas Sarkozy als auch den Sozialisten sehen, seien ein Beweis dafür, daß die Franzosen die Politik und Haltung von Nikolas Sarkozy ablehnten und die Linke keinerlei Alternativen zu bieten habe, sagte Gollnisch der JUNGEN FREIHEIT.
„Marine hat von einer intensiven Medienaufmerksamkeit sehr profitiert, und zweifellos wird sie als weniger ‘bedrohlich’ wahrgenommen, als ihr Vater“, begründete Gollnisch die hohe Popularität der Tochter des früheren FN-Chefs, Jean-Marie Le Pen. Zudem habe sie sich zu wirtschafts- und sozialpolitischen Themen äußern können, die die Franzosen stark beschäftigten. Diese Möglichkeit habe der Front National früher nicht gehabt.
Warnung vor einseitiger anti-islamischer Ausrichtung des FN
Gollnisch warnte allerdings davor, die Programmatik des Front National einseitig gegen den Islam auszurichten. Er wolle zwar nicht, daß in seinem Land eine „multikulturelle Beliebigkeit mit lauter Parallelgesellschaften“ herrsche, deswegen sei er aber noch lange kein Anhänger des „Heiligen Krieges“ gegen den Islam. Entscheidend sei, daß dieser sich nicht in Frankreich ausbreite. „Eine nationale Rhetorik richtet sich nicht gegen diese oder jene Religion. Sie ist national! Die Religionszugehörigkeit unserer Mitbürger interessiert uns herzlich wenig, solange sie Frankreich lieben und dessen Gesetze und Bräuche achten“, sagte Gollnisch im Interview mit der JF.
Vielmehr kämpfe seine Partei gegen die Bildung aggressiver und feindseliger Gemeinschaften, sei es auf religiöser oder ethnischer Grundlage oder auf der Grundlage einer ausländischen Herkunft.
Bruno Gollnisch war Marine Le Pens innerparteilicher Hauptkonkurrent um die Nachfolge des Parteivorsitzes, unterlag ihr jedoch auf dem Nominierungsparteitag im Januar. Er ist Mitglied im „Bureau Politique“ des Front National und gehört dem Vorstand der Partei an. (JF)