13.04.2011, Ajdabiya
+ Faktischer Waffenstillstand an der libyschen Ostfront +
Das Leben kehrt nach Ajdabiya zurück. Zwar sind alle Geschäfte weiter geschlossen, aber vereinzelt passieren Menschen wieder in den Straßen. Einige Kinder posieren für ein Foto auf einem ausgebrannten Panzer.
Am Westtor herrscht ausgelassenere Stimmung als gestern. Die Zahl der Kämpfer hat zugenommen. Von den improvisierten Artillerie-Autos sind mehr in und um Ajdabiya zu sehen.
Die Verantwortlichen am Wüstenvorposten geben jetzt offen zu, daß sich bis auf ein paar versteckte Guerillas keine weiteren Truppen der Revolution westlich von Ajdabiya befinden. Damit ist der Kampf mit der Armee Gaddafis faktisch zum Erliegen gekommen. Es macht klar, warum keine Ambulanzen und Versorgungs-Fahrzeuge mehr das West-Tor Richtung Brega passieren, und die Gaddafi-Armee aus der Wüste von 20 bis 40 Kilometer Entfernung sporadisch Granaten auf Ajdabiya feuert.
Es eint sie der Glaube an Allah und die Freiheit
Die Rebellen üben ausgelassen Schießmanöver in der Wüste. Es knallt laut. Wenig später sind die Kampfflugzeuge der NATO zu hören – alles flieht zurück nach Ajdabiya. „Friendly fire“ liegt wieder einmal in der Luft.
„Die NATO ist jetzt endlich wieder aktiv geworden“, sagen die Kämpfer. Sie haben Gaddafis Truppen massiv angegriffen. In ein bis zwei Tagen, so heißt es bei den Rebellen, könnten sie wieder einen Vormarsch wagen.
Doch mit Blick auf die gesamte Rebellenarmee wird deutlich, daß von der viel gepriesenen professionellen Fronttruppe nichts zu sehen ist. Es bleibt ein bunter Haufen aus Arbeitern, Ingenieuren, Lehrern und Studenten, die zum ersten Mal im Leben eine Waffe in der Hand halten. Es eint sie der Glaube an Allah und die Freiheit – weniger das Kommando von General Fattah Junis.