Arabische Revolution: Libysches Bürgerkriegstagebuch XII

Arabische Revolution

Libysches Bürgerkriegstagebuch XII

Ausland
15. April 2011
Autor: Billy Six
4 Kommentare

Gaddafis Armee kann wegen der alliierten Luftherrschaft nicht mehr angreifen. Aber auch die Aufständischen sind ausgezehrt. Kommt der Bürgerkrieg zum Stillstand oder sammeln beide Seiten nur Kraft für die entscheidende Schlacht? Von der Front bei Ajdabiya berichte Billy Six.

2_10 — Pause im Krieg – Rebellen warten auf der Straße von Ajdabiya nach Brega

3_04 — Gähnende Leere – Mittelmeer-Piste von Ajdabiya nach Brega Fotos: Billy Six

13.04.2011, Ajdabiya

+ Faktischer Waffenstillstand an der libyschen Ostfront +

Das Leben kehrt nach Ajdabiya zurück. Zwar sind alle Geschäfte weiter geschlossen, aber vereinzelt passieren Menschen wieder in den Straßen. Einige Kinder posieren für ein Foto auf einem ausgebrannten Panzer.

Am Westtor herrscht ausgelassenere Stimmung als gestern. Die Zahl der Kämpfer hat zugenommen. Von den improvisierten Artillerie-Autos sind mehr in und um Ajdabiya zu sehen.

Die Verantwortlichen am Wüstenvorposten geben jetzt offen zu, daß sich bis auf ein paar versteckte Guerillas keine weiteren Truppen der Revolution westlich von Ajdabiya befinden. Damit ist der Kampf mit der Armee Gaddafis faktisch zum Erliegen gekommen. Es macht klar, warum keine Ambulanzen und Versorgungs-Fahrzeuge mehr das West-Tor Richtung Brega passieren, und die Gaddafi-Armee aus der Wüste von 20 bis 40 Kilometer Entfernung sporadisch Granaten auf Ajdabiya feuert.

Es eint sie der Glaube an Allah und die Freiheit

Die Rebellen üben ausgelassen Schießmanöver in der Wüste. Es knallt laut. Wenig später sind die Kampfflugzeuge der NATO zu hören – alles flieht zurück nach Ajdabiya. „Friendly fire“ liegt wieder einmal in der Luft.

„Die NATO ist jetzt endlich wieder aktiv geworden“, sagen die Kämpfer. Sie haben Gaddafis Truppen massiv angegriffen. In ein bis zwei Tagen, so heißt es bei den Rebellen, könnten sie wieder einen Vormarsch wagen.

Doch mit Blick auf die gesamte Rebellenarmee wird deutlich, daß von der viel gepriesenen professionellen Fronttruppe nichts zu sehen ist. Es bleibt ein bunter Haufen aus Arbeitern, Ingenieuren, Lehrern und Studenten, die zum ersten Mal im Leben eine Waffe in der Hand halten. Es eint sie der Glaube an Allah und die Freiheit – weniger das Kommando von General Fattah Junis.

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Kommentare

JF Leser sagt:

15. April 2011 um 14:52 Uhr

Also ein aufgehetzter Haufen der garnicht begreift wem er da dient… gegen jemanden der das Land erst aufgebaut hat und selbst durch eine Revolution an die Macht kam!

Great Man River Projekt!

https://www.youtube.com/watch?v=m1omQdyEkqk
JF Leser sagt:

15. April 2011 um 14:50 Uhr

Billy, wie kann man nur so blauäugig sein, diese vom Westen (USA,GB,F)) aufgeputschte Masse als Rebellen zu bezeichnen, die so blöde sind, die letzte Munition vor Freude, einen Ziegenstall zurückerobert zu haben, in die Luft feuern. Mir kommen starke Zweifel auf, was für diesen Mob wichtiger ist. Allah oder Freiheit? Immer wenn nach den sogenannten Freitagsgebeten in der arabischen Welt die Straßen und Plätze besetzt werden, ist es sicherlich nicht nur der Drang nach Freiheit. Der von Uncle Sam abgefeuerte Schuss wird mal wieder nach hinten losgehen, wie schon so oft nach 1945.
JF Leser sagt:

17. April 2011 um 8:45 Uhr

Die Wahrheit stirbt zuerst.

Krieg ist ein schmutziges Geschäft und Gaddafi ein harter Hund. Er ist von anderem Kaliber als Saddam. Es war abzusehen, dass er dem Ami, dem Franzmanm und dem Tommy nicht den Gefallen täte, seine Armee in der Wüste zu präsentieren.

Die einseitige Parteiergreifung der Nato im Bürgerkrieg hat vor allem das Leid der Zivilbevölkerung gesteigert, daran sind oben genannte Mächte schuld.

Völlig krank wird die Argumentation aber, wenn die Springerpresse jetzt den Einsatz von Natostreubomben beklagt, anderntags aber wieder euphorisch bejubelt, wenn israelische Bomber ganz palästinensische Städte in Trümmer legen.

In diesem Konflikt haben wir nichts verloren und es war gut, dass wir uns im Sicherheitsrat enthalten haben.

Deshalb bin ich stolz, Deutscher zu sein.
JF Leser sagt:

19. April 2011 um 13:04 Uhr

Untenstehende BRD-Internetsesselpupser laden ihren Hass auf libysche Aufständische ab.
Ziemlich mies, aber bösartiger Neid ist doch auch menschlich, nicht wahr ?
Neid auf die Völker, die noch in der Lage sind ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Und es geht hier nicht um die Interessen von ein paar Aufständischen. Wer die Entwicklung aufmerksam verfolgt hat, weiß, das so ziemlich das ganze Volk den kranken Diktator loswerden möchte.