MÜNCHEN. Der britische Premierminister David Cameron (Conservative Party) hat scharfe Kritik an der „Doktrin des Multikulturalismus“ geübt. Anläßlich der Münchner Sicherheitskonferenz sprach er sich während einer Diskussion mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für eine Stärkung der nationalen Identität aus.
Cameron kritisierte die „Hand der Toleranz“, die es Muslimen ermöglicht habe, Parallelgesellschaften zu bilden. Nur die Stärkung der kollektiven Identität verhindere ein Abrutschen junger Muslime in den Extremismus verhindern. Er warnte jedoch vor einer Vermischung von politischem und religiösem Islam.
Scharfe Kritik kam vom Abgeordneten der britischen Labour-Party Sadiq Khan. Dieser bezeichnete Cameron als „Rechtsaußen-Propagandist“ und warf ihm vor, Werbung islamkritische Bewegungen zu machen.
Zustimmung in der britischen Öffentlichkeit
Die Times erklärte das Scheitern des Multikulturalismus mit der traditionellen „britischen Höflichkeit anderen gegenüber“. Hinzu käme ein „links ausgerichtetes Gefühl von Scham“, das auf die koloniale Vergangenheit und die Abkehr von traditionellen Werten zurückzuführen sei.
Der Guardian wies in einem Kommentar auf den „leichtfertigen“ Umgang mit Totalitarismen“ seitens britischer Intellektueller hin, die nie in einem totalitären Regime gelebt hätten. Unterstützung bekam Cameron von seiner Parteikollegin und ersten muslimischen Ministerin des Landes Sayeeda Warsi, die seinen Kritikern vorwarf, eine Verleumdungskampagne gegen den Premier anzuführen.