BERLIN. Der Bundesvorsitzender der SPD-Nachwuchsorganisation Jusos, Kevin Kühnert, hat das Schweigen der politischen Linken nach dem islamistischen Terroranschlag in Paris beklagt. Wegen ihrer Zurückhaltung werde ihr angelastet, in ihren Weltbildern gebe es „‘richtige’ und ‘falsche’ Opfer oder Täter“, mahnte Kühnert am Mittwoch im Spiegel.
„Alle Terrorakte gleichen sich in ihrer Unrechtmäßigkeit und alle Todesopfer des Terrors gleichen sich in der unweigerlichen Auslöschung ihrer Existenzen“, betonte er. Jedem Opfer solcher Gewalttaten stehe die gleiche Würde zu. Zudem dürfe es keine Hierarchie der Täter geben, verdeutlichte er.
Terror greife besonders proklamierte Werte der Linken an
„Wir, die wir uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit der aus Krieg und Terror gegen jede Wahrscheinlichkeit gewachsenen französisch-deutschen Freundschaft versichern, finden keine Worte für unsere Nachbarn“, beanstandete der Juso-Vorsitzende. Die Linke sei seiner Ansicht nach besonders in der Pflicht, die Tat zu verurteilen, weil es ihre proklamierten Werte seien, die „bei ausnahmslos jedem Terroranschlag mit Füßen getreten, mit Messern erdolcht und mit Sprengsätzen in die Luft gejagt werden“.
Der Grund für das Schweigen sei oftmals die Furcht davor, dem „vom rassistischen Ressentiment lebenden politischen Gegner“ in die Hände zu spielen. Durch die Zurückhaltung werde aber das Gegenteil erreicht.
Kühnert: Islamistischer Terror ist „blinder Fleck“ im linken Spektrum
Die Linke dürfe den Kampf gegen Islamismus nicht länger „Rassisten und Hobby-Islamforschern“ überlassen, sondern müsse sich „endlich gründlich mit dieser Ideologie als ihrem wohl blindesten Fleck beschäftigen“, forderte Kühnert.
Ein 18jähriger Tschetschene, der als Flüchtling nach Frankreich gekommen war, hatte am vergangenen Freitag einen Geschichtslehrer in Paris enthauptet und dabei „Allahu Akbar!“ (Gott ist groß!) gerufen. Das Opfer hatte zuvor das Thema Meinungsfreiheit in seinem Unterricht besprochen und dabei auch Mohammed-Karikaturen gezeigt. (zit)