Der Bau ist beeindruckend. Direkt am Frankfurter Westbahnhof steht das Ökohaus „Arche“. 30 Millionen Mark hatte das architektonische Meisterwerk gekostet, als es Anfang der achtziger Jahre gebaut wurde – bezahlt von der Commerzbank, die noch heute höchst ungern über jenes Geschäft spricht, auf das sie sich damals einließ.
Ihr einstiger Auftraggeber für den Bau: der Kommunistische Bund Westdeutschland (KBW). „Sie werden uns den Strick bezahlen, an dem wir sie hängen werden“, hatte der russische Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Lenin einst über Kapitalisten gesagt. In bezug auf das Kreditinstitut könnte man fast meinen, daß sich diese Vorhersage bestätigte.
Die Commerzbank ging mit den Kommunisten einen Tausch ein. Sie erhielt die 1977 vom KBW für drei Millionen Mark erworbene Parteizentrale in der Mainzer Landstraße 147 nahe dem Frankfurter Hauptbahnhof. Im Gegenzug baute die Bank den Linksextremisten das rund 30 Millionen Mark teure Ökohaus am Westbahnhof.
In großen Lettern thront der Commerzbank-Schriftzug heute samt seinem Logo über dem Hochhaus. Daß man das Gebäude vom KBW erwarb, ist den Mitarbeitern heute ebensowenig bekannt wie die einstige kommunistische Partei. Das Gebäude sei zuvor im Besitz der Post gewesen, heißt es dort auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT.
Daß die Bank einer linksextremistischen Organisation, die enge Freundschaften zu Massenmördern wie dem kambodschanischen Kommunisten Pol Pot, dem chinesischen KP-Führer Mao Zedong oder dem heute ebenfalls wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen in die Kritik geratenen Staatschef von Zimbabwe Robert Mugabe pflegte, praktisch 27 Millionen Mark schenkte, ist offensichtlich noch heute ein unangenehmes Thema für das Unternehmen, das inzwischen teilweise verstaatlicht wurde.
Das Ökohaus wird seinem Namen durchaus gerecht. Von weitem betrachtet scheint es nur aus Glas und Pflanzen zu bestehen. Durch das Foyer des Gebäudes rauscht ein kleiner Bach, der sich als Rinnsaal seinen Weg von einem höheren Geschoß hinunter zum Eingang bahnt. Den KBW allerdings gibt es hier nicht mehr. Er hat sich bereits 1985 aufgelöst. Politisch war er mit seinen 2.600 Mitgliedern eher unbedeutend. Bei Wahlen stand bei der Partei gewöhnlich eine Null vor dem Komma.
Doch der KBW war eine kommunistische Kaderorganisation, die ein Millionenvermögen verwaltete. Seine Mitglieder mußten zehn Prozent ihres Bruttoeinkommens als Beitrag abführen, weitere Zahlungen in Form von Spenden oder aufgrund von Erbschaften wurden darüber hinaus erwartet. Er besaß einen Fuhrpark von Saab-Limousinen, mit Caro-Druck eine eigene Druckerei, einen Buchvertrieb, Verlage sowie weitere Parteigebäude in Bremen, Berlin und Hamburg. Neben dem finanziellen Aufwand, den die Mitglieder aufbringen mußten, wurde ihnen auch ein hoher zeitlicher Einsatz abverlangt. Selbst psychischer Terror soll gegenüber nicht gefügigen Mitgliedern angewandt worden sein.
Das Frankfurter Ökohaus ist ein Paradebeispiel dafür, wie die einstigen sogenannten K-Gruppen zu Beginn der achtziger Jahre ihre Strategie wechselten und den Umweltschutz als Mittel zur Durchsetzung ihrer Ideologie mißbrauchten. Als sich der KBW aufgelöst hatte, ging sein Vermögen in den Verein „Assoziation“ über, der sich weitestgehend aus dem Führungspersonal des KBW zusammensetzte. Das Ziel des Vereins: die Unterstützung der damals aufkommenden grün-alternativen Bewegung. Schon in den späten siebziger Jahren entwickelten KBW-Funktionäre Thesen für einen Ökosozialismus als mögliche Perspektive zur Gewinnung der Volksmassen.
Gezielt wurde die noch junge Öko-Partei von den KBW-Kadern sowie anderen K-Gruppen infiltriert. Grünen-Prominente wie Reinhard Bütikofer, Krista Sager (KBW) und Jürgen Trittin (KB-Nord) kamen ebenso aus den K-Gruppen wie Bremens ehemaliger grüner Umweltsenator Ralf Fücks, der Hamburger Ex-Stadtentwicklungssenator Willfried Maier, die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer oder der 2005 in den Ruhestand gegangene Joscha Schmierer. Letzterer wurde 1999 von Joschka Fischer ins Außenministerium geholt. Schmierer war von 1973 bis 1982 Parteivorsitzender des KBW. Von 1983 an bestimmte er als Chefredakteur den politischen Kurs der aus dem KBW hervorgegangenen Zeitschrift Kommune, die nun als Organ des Realo-Flügels der Grünen fungiert. Auch die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) gehörte dem KBW an.
Wie eng die Seilschaften der K-Gruppen noch heute mit den Grünen verwoben sind, wird im Inneren des Ökohauses sichtbar. So residiert hier auch heute noch die Redaktion der Kommune. In dem Haus sind auch die kommunistische Deutsche Friedensgesellschaft (DFG), das Feministische Frauengesundheitszentrum (FFGZ), das Institut für soziale Infrastruktur ISIS, die Lehrerkooperative Bildung und Kommunikation, der inzwischen teilweise im SPD-Besitz befindliche Öko-Test-Verlag sowie das Büro für Sozialpolitik und Geschlechterforschung in Europa einquartiert.
Knapp 50 Firmen und Organisationen residieren derzeit in der „Arche“. Nicht wenige davon sind Ableger des KBW, entstanden aus deren Parteivermögen und Personal. Auch die linksalternative Tageszeitung ist hier vertreten.
Beim weiteren Gang durch die Korridore versperren plötzlich Eisengitter den Weg. Die Tür ist mit einem elektronischen Zahlenschloß gesichert. Dahinter befinden sich die Räume der Kühl KG Verwaltung GmbH & Co Verlags KG. Jene Firma, die einst ebenfalls zum KBW-Inventar gehörte, ist
heute für die Verwaltung des Ökohauses verantwortlich und praktisch Hausherr des Gebäudes. In dem unzugänglichen Teil ist auch Caro-Druck untergebracht. Die Druckerei arbeitet noch heute für zahlreiche linksradikale Organisationen sowie für die taz und die linksradikale Jungle World.
Foto: Ökohaus in Frankfurt am Main: Gut funktionierende Seilschaften