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Weiße Bauernopfer

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Wegen fremdenfeindlicher Mord- und Gewalttaten ist Südafrika in die Schlagzeilen geraten (JF 23/08). Doch während Meldungen über die Pogrome schwarzer Township-Bewohner an Einwanderern aus Simbabwe, Mosambik oder Botswana weltweit in die Nachrichten kommen, wird ein viel älteres Gewaltphänomen ignoriert: die „Farm-Attacks“ oder „Plaasmorde“ – bewaffnete Überfälle von Banden auf die (meist weißen) Besitzer landwirtschaftlicher Betriebe. Betroffene, die eine eigene Internetseite ( www.stopboergenocide.com ) eingerichtet haben, sprechen von über 2.950 Toten, die diese Gewaltakte seit 1991 gefordert haben. Etwa zwanzig solcher Überfälle gebe es pro Woche, 17 Prozent davon gipfelten in einem Mord – 150 Tote pro Jahr. Daß die Täter schwarzer, ihre Opfer überwiegend weißer Hautfarbe sind, scheint eine gewisse Brisanz zu beinhalten. Der Chef der Oppositionspartei Freedom Front Plus, Pieter Mulder, stellte unter den Farmern eine Mordopfer-Rate von 313 Fällen pro 100.000 Personen fest, das südafrikanische Nachrichtenportal News24 zitierte den Sprecher eines Agrarverbandes mit der Aussage, daß die Landwirte nach den Polizisten am meisten mordgefährdet sind. Besonders ältere Farmbesitzer sowie ihre Angehörige leben gefährlich. Im März dieses Jahres wurden ein 82jähriger Farmbewohner sowie sein Enkel brutal ermordet, im April ein 33jähriger Landwirt. Neben der Angst vor solchen Gewalttaten, deren Urheber auch vor kleinen Kindern nicht haltmachen und über zehn Prozent der überfallenen Frauen vergewaltigten, empört die meist burisch-stämmigen Betroffenen die Ignoranz, mit der die ANC-Machthaber dieser Bedrohung begegnen. So empfahl etwa der südafrikanische Sicherheitsminister Charles Nqakula schon im Jahre 2006, daß diejenigen, die sich an der hohen Kriminalitätsrate in Südafrika störten, das Land doch einfach verlassen sollten. Und einer Umfrage zufolge sollen 80 Prozent derjenigen, die das Land für immer verlassen wollen, dieses in erster Linie wegen der dort herrschenden Kriminalität tun. Vor allem gut ausgebildete und wohlsituierte Südafrikaner sind wegen der unhaltbaren Zustände emigriert. Von diesem „Brain-drain“ ist auch die Landwirtschaft betroffen, weswegen Experten längerfristig Versorgungsnotstände wie im Nachbarland Simbabwe (JF 19/08) für möglich halten. Südafrikanische Medien schätzen, daß etwa 25.000 Farmer ihre Höfe aufgegeben haben. Allein in der Ortschaft Kranskop in der Provinz Kwazulu-Natal sollen 14 Landwirte ihre Besitzungen von über 10.000 Hektar verlassen haben, weil sich Tausende sogenannter squatters (ungesetzliche Siedler) dort niedergelassen haben, ohne daß die Polizei einschreiten konnte oder wollte. Einer der Bauern des Ortes hat vier Angehörige verloren, in der Gegend sind zwischen 1994 und 2004 allein elf Farmer ermordet worden. Auch um sich der illegalen Landnahme mit Viehdiebstahl, Überfällen und Bedrohung zu erwehren, müssen die Farmbesitzer von Kwazulu-Natal 60 Millionen Rand (sieben Millionen Euro) pro Jahr an Sicherheitsfirmen bezahlen. In einem Bericht der Gewerkschaft Solidarity über die Auswirkungen der „Farm-Attacks“ heißt es, ohne sichere Arbeitsbedingungen für die Landwirte sei die Ernährung der rund 45 Millionen Südafrikaner nicht mehr garantiert. Hinzu komme, daß ein Landwirt durchschnittlich 22 feste oder saisonal tätige Landarbeiter beschäftige, von denen jeder wiederum je sechs Verwandte miternähre. Mit jedem ermordeten oder zur Aufgabe gezwungenen Farmer verlören auch all diese abhängig Beschäftigten ihre Lebensgrundlage. Die Bürgerrechtsinitiative Afriforum wirft führenden ANC-Politikern vor, die Angriffe auf die Farmen und ihre Besitzer zu schüren. Kallie Kriel, Vorsitzender des Afriforum, nennt die Haßreden einiger schwarzer Politiker als eine Ursache für die Gewaltwelle. So seien auf Veranstaltungen des ANC Parolen wie „Ein Siedler, eine Kugel!“ oder „Tötet die Buren, tötet die Farmer!“ skandiert worden, ohne daß die Parteiführung dagegen eingeschritten sei. Kriel wehrt sich auch gegen die Verharmlosung der Überfälle als Diebestouren oder bloße Raubzüge: „Man braucht die Opfer nicht zu foltern oder zu ermorden, wenn man sie ausrauben möchte, daher kann Diebstahl auch nicht als Motiv für diese Mordtaten herhalten.“ Auch schwarze Landarbeiter gehören zunehmend zu den Opfern. Nicht nur, weil nach einem Überfall der Farmbetrieb oft zum Erliegen kommt, sie also arbeitslos werden, sondern weil sie oft die „weiche“ Stelle für die brutalen Banden bieten: Häufig werden sie in ihren ungeschützten Behausungen zuerst überfallen, damit die Täter an Informationen über die Eigentümer kommen können. Organisationen wie das Afriforum sehen hinter den Taten weniger einzelne Kriminelle als organisierte Militante, die mit dem Terror die Farmer zur Aufgabe ihres Besitzes zwingen wollen. Diesem Ziel haben sich offensichtlich auch die Radikalen in der Regierungspartei ANC verschrieben. Bis 2020 sollen über 30 Prozent des kommerziellen Farmlandes an schwarze Farmer übergehen. Und schon vor drei Jahren hatte die südafrikanische Vizepräsidentin Phumzile Mlambo-Ngcuka gefordert, vom „Freiwilligkeitsprinzip“ bei der Landreform abzurücken. Foto: Landarbeiter auf Farm in Südafrika: 30 Prozent des Landes sollen an schwarze Farmer übergehen

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